Ein neues Zeitalter bricht an
Es mag so mancher seit heute denken, dass ein neues Zeitalter angebrochen sei. Das Zeitalter, in dem man sich nicht mehr um alte Internet Explorer kümmern muss. Denn schliesslich hat Microsoft verkündet, sich ab heute nur noch um den IE11 und Edge zu kümmern. Für ältere Versionen gibt es keine Updates mehr, auch keine Sicherheitsupdates.
Schön wärs, aber die Wahrheit ist vielschichtiger und nicht ganz so rosig. Zum einen gibt es viel mehr Windows-Versionen dort draussen, als wir uns gemeinhin vorstellen. Für "Windows Embedded for Point of Service" gilt z.Zt. noch der IE7 als letzte IE-Version. Für den Consumer Bereich ist der IE11 nun die einzige IE-Version, für die es noch Updates geben wird. Doch wird das die IT-Abteilungen in den großen Firmen und Behörden kratzen?
Ich frage in meinen Schulungen immer am Anfang, wieviele Teilnehmer sich noch um IE8, 7 oder gar 6 kümmern müssen. IE8 ist immer vertreten, manchmal müssen sich sogar einzelne bedauernswerte Kollegen um den IE7 oder sogar noch um den IE6 kümmern. Auf dem 32C3 fragten Ron und Frank am Anfang ihrer "Security Nightmares", wieviele Zuschauer im letzten Jahr WindowsXP in Familie und Beruf beseitigen durften und wieviele nicht (etwa Minute 2:50 bis 3:40). Leider sieht man das Publikum nicht, aber die Reaktion von Publikum und Vortragenden lässt erahnen, dass die letzten keinen verirrten Einzelfälle waren. Es wäre fahrlässig zu glauben, dass alle Privatrechner sowie die Rechner in Behörden und Firmen nun flugs alle den neuesten IE oder gar Windows 10 installiert haben.
Trotz allem ist der Schritt von Microsoft, der schon vor mindestens einem Jahr angekündigt wurde, längst überfällig und verheisst eine bessere Zukunft. Denn auch wenn nicht sofort alle alten IE verschwinden, so werden sie sicher im Laufe dieses, spätestens im Laufe des nächsten Jahres aus unseren Statistiken verschwunden sein.
Ende 2011 hatte Paul Irish die Kassandra gespielt, uns 76 IE Versionen versprochen und ich war ganz seiner Meinung. Mittlerweile sehe ich die Zukunft rosiger, weil Microsoft die alten IEs nicht in alle Ewigkeit mitschleift.
Viele werden die ganze Zeit einwenden wollen, dass wir mit Progressive Enhancement doch sowieso den passenden Ansatz haben, um all dem zu begegnen.
Das stimmt und es stimmt auch nicht.
Es gibt noch zu viele (Frontend-)Entwickler da draussen, die sich um Progressive Enhancement nicht kümmern, die Vorgehensweise nicht begreifen. Und das sind nicht nur AngularJS-Entwickler.
Die Kunden, die selber intern den IE8 oder IE9 nutzen, wollen aber partout, dass ihre Webseite alle tollen neuen technischen Features haben. Es ist oft schwer, ihnen begreiflich zu machen, dass dies nicht geht.
Workarounds für ältere Browser werden entweder nicht bezahlt oder sind nicht bekannt. Und viele moderne Techniken haben keinen vernünftigen Fallback, sodass Progressive Enhancement in doppelte Arbeit mit JS-Unterstützung ausarten kann.
Lange Rede kurzer Sinn: eine neue Zeitrechnung hat begonnen, aber die meisten von uns, werden dies erst frühestens 2017 bemerken. Nichtsdestotrotz: Frohlocket!
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