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F-LOG-GE

Man kann nicht alles wissen

Lyza Danger-Gardner hat einen interessanten Post bei A List Apart geschrieben. Sie beschäftigt sich mit der anspruchsvollen Themenvielfalt, die wir beherrschen, von der wir zumindest Ahnung haben sollten. Ihr Ratschlag ist nicht falsch, sich auf die wesentlichen Technikaspekte zu konzentrieren, nicht jede Demo, nicht jedes Detail kennen und verstehen zu wollen.

Ich versuche gerade, mich aus einer ähnlichen Falle herauszuwinden. Seit vielen Jahren sammele ich Links, erst bei delicious, mittlerweile bei Pinboard. Und seit etwa zwei Jahren genügt es mir nicht, einfach nach einer schnellen Sichtung einen Link zu bookmarken, ich will sie oft auch lesen. Doch bei der unendlichen Fülle an Informationen ist dies schlicht unmöglich. Das beweisen meine ca. 500 ungelesenen Artikel in Pocket und über 1100 ungelesenen Artikel in Instapaper.

Vor lauter Detailwissen droht mir der Blick fürs große Ganze verloren zu gehen. Ich gebe Lyza recht, dass es wichtiger ist, die Grundlagen gut zu verstehen, dann ergeben sich die wichtigsten Detailerkenntnisse von selbst.

Eine Sache, die sie erst gelernt hat, habe ich glücklicherweise schon sehr lange so gehandhabt: wenn ich etwas nicht weiss, kommuniziere ich das auch so. Gerade in Schulungssituationen führt das gerne zu Irritationen, da die Teilnehmer offenbar mit dem Eindruck dort hinkommen, dass ein Überwesen sie nun instruieren werde. Aber unsere Profession ist einfach zu facettenreich, dass man jedes Detail kennen könnte. Ich habe beispielsweise in den letzten 14 Jahren nur dreimal einen HTML-Newsletter machen müssen. Ich beschwere mich darüber wirklich nicht. Ich kann aber deshalb für eine Schulung nur auf theoretisches Wissen, nicht auf praktische Erfahrung zurückgreifen. Sollte ich ein Angebot abgeben müssen, würde ich entweder ablehnen und an einen Kollegen verweisen (damit mache ich mich dann bestimmt nicht beliebt) oder ich kommuniziere mein Unwissen. Dann ist es am Kunden, sich zu entscheiden.

Ehrlichkeit führt im Berufsleben in meinen Augen wesentlich weiter, als die Vortäuschung von Kompetenz. Allerdings sollte man auch ehrlich zu sich selbst sein. Man kann nicht alles wissen und man kann sich in Details verzetteln. Lyzas Artikel ist ein guter Anstoss, sich darüber Gedanken zu machen.

Dies ist ein Archiv meines alten Weblogs, das von Oktober 2006 bis Dezember 2022 als Wordpress-Instanz existierte.