BIENE-Prüfschritte und BITV2
Der BIENE-Wettbewerb zeichnet seit 2003 barrierefreie Webseiten aus. Er ist sowas wie der Oscar unserer Branche. Bei ihm geht es nicht rein um das nette Äußere, sondern um die Nutzbarkeit für alle Menschen. Bis zum 15. Juli kann man sich noch mit seinem Angebot bewerben. Heute wurden nun auch die Prüfschritte veröffentlicht, denen sich jeder unterziehen muss. Diese Prüfschritte sind eine profunde Liste von Best Practices, die jährlich den Realitäten angepaßt wird. Umso trauriger finde ich es, daß wir noch immer keine BITV2 haben. Ich denke, die zuständigen Beamten in der Bundesregierung sollten sich und uns eingestehen, daß sie überfordert sind. Als Konsequenz sollten sie entweder den österreichischen Weg wählen und einfach auf die WCAG2 verweisen. Oder sie sollten die BIENE-Prüfschritte kurzfristig übernehmen. Das können sie jährlich wiederholen. Die BITV ist eine Verordnung, sie muss keinen zeitraubenden Instanzenweg durchlaufen. Alles was gebraucht wird ist der Mut, allen Verbandsvertretern die Tür zu zeigen und endlich eine kluge und richtige Entscheidung für alle Internetnutzer und eine ganze Industrie zu treffen.
Ich werde demnächst ein Gutachten für einen Kunden verfassen, in dem ich die Barrierefreiheit einer Webseite beurteilen soll. Streng genommen müßte ich dies nach der geltenden BITV tun. Doch die war schon zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung vor fast zehn Jahren veraltet. Heute ist sie nur noch ein Relikt aus alten Tagen. Ich habe mich mit dem Kunden auf die BIENE-Prüfschritte als Bewertungskriterien geeinigt. Denn am Ende ist es unwichtig, ob es die BITV gibt oder nicht. Am Ende ist es nur wichtig, daß eine Seite zugänglich ist. Die BITV ist hierfür schon lange kein sinnvoller Maßstab mehr, sondern eher ein Hemmschuh. Deshalb sollte sie endlich durch etwas Neues ersetzt werden. Dieses Neue sollte am Besten die WCAG2 sein, denn die in Deutschland zuständigen Stellen haben nun schon zwei Jahre lang ihre Überforderung demonstriert. Es reicht.