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F-LOG-GE

Wird Microsoft jemals lernen?

Ich habe mich schon diverse Male darüber aufgeregt, daß Microsoft offenbar glaubt, das Internet sei nur Teil des eigenen Produktportfolios und nicht ein eigenständiges Medium. Das IE-Team scheint dahingehend ein paar Lernprozesse durchgemacht zu haben, das MS-Marketing eher nicht.

Besonders schlimm wird es aber offenbar im Bereich Office, dort speziell bei Outlook. HTML-E-Mails sind ja schon ein Unding an sich. Bei Nicht-Profis (also den allermeisten Nutzern) erfreuen sie sich hingegen großer Beliebtheit. Wer allerdings schonmal versucht hat, einen optisch ansprechenden HTML-Newsletter zu erstellen, der in allen beliebigen Clients gleich gut dargestellt wird, der wird mir beipflichten, daß es weniges gibt, das schlimmer wäre. Outlook ist nicht der einzige Problemfall in diesem Bereich. Notes ist eigentlich noch schlimmer, aber auch webbasierte Dienste sind problematisch. Es ist deshalb sehr verdienstvoll, daß der Dienstleister Campaigmonitor seine Erkenntnisse über die Unzulänglichkeiten der einzelnen Mailclients veröffentlicht. Er rief dazu eigens die Initiative "Email Standards Project" ins Leben.

Schon bei der Veröffentlichung von Outlook 2007 schrie Campaignmonitor Alarm. Angesichts der ersten Betaversion von Outlook 2010 tun sie dies wieder und haben eine neue Kampagnenseite eingerichtet. Denn Miicrosoft korrigiert seinen Entschluss von Outlook 2007 leider nicht, Word als Schreib- und Renderingengine für Outlook zu nutzen. Microsoft begründet diese fatale Entscheidung damit, daß die Kunden dann das gleiche sähen,w as sie auch malen würden in einer Mail. Vorausgesetzt - das wird in denm Statement unterschlagen - daß das Gegenüber auch Outlook hat.

Da ist er wieder, der falsche Gedanke! Mails sind kein Produkt von Microsoft. Microsoft erstellt hingegen ein Produkt, um das allgemeine Medium E-Mail, das auf allgemeinen Standards beruht, zu nutzen. Microsoft ignoriert dabei komplett, daß das neue Outlook 2007 noch nicht einmal 7% Marktanteil hat. Allerdings haben alle MS-Produkte zusammen schon einen großen Marktanteil. Sie haben vor allem einen großen Marktanteil in Firmen. Firmen, die Newsletter in Auftrag geben und ihn natürlich auch gerne so sehen möchten, wie er gedacht war. Zudem kann man annehmen, daß viele Firmen aus wirtschaftlichen Gründen eine Officeversion überspringen werden und Outlook 2010 einen größeren Marktanteil bekommen wird.

Microsoft in seiner Gesamtheit scheint sich gegen die Tatsache zu stemmen, daß das Web ein offenes Medium ist und man selber nur ein Marktteilnehmer unter vielen. Das Internet kann nur gut funktionieren, wenn sich alle an die allgemeinen Regeln halten. Schlechte Entscheidungen wie die von Microsoft fallen im Endeffekt auf die Konsumenten und Dienstleister zurück. All diejenigen, die Newsletter anbieten, werden nun mit noch mehr unnötigen Hürden zu kämpfen haben. Die Dienstleister sollten im Umkehrschluss ihre Schmerzen an die Kunden weitergeben, vor allem an die großen Kunden. Erst diese haben die richtigen Kontakte zu Microsoft. Die Kampagne fixoutlook.org ist gut und gut gemeint. Sie wird aber wahrscheinlich nicht viel ausrichten. Microsoft ist erst dann beeindruckt, wenn ihre großen Kunden auf sie zukommen und ihnen sagen, daß es eine ziemlich bescheuerte Idee ist, Word als Renderingengine zu nutzen. Ich hoffe, es kommt dazu.

Dies ist ein Archiv meines alten Weblogs, das von Oktober 2006 bis Dezember 2022 als Wordpress-Instanz existierte.