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F-LOG-GE

Rezension: Millenium Trilogie

Meine bisherigen Versuche, skandinavische Krimis oder Thriller zu lesen, waren bislang ein Reinfall. Mankell habe ich gelangweilt nach 40 Seiten weggelegt und ein Buch von Sjöwall/Wahlöö habe ich nur ertragen, weil es so kurz war. Ich war also zuerst wenig begeistert, als ich den ersten Band der Millenium-Trilogie von Stieg Larsson - Verblendung - geschenkt bekam. Ich wurde schnell eines besseren belehrt. Ich habe selten ein Buch - genauer gesagt drei Bücher - so verschlungen. Der Schwede Stieg Larsson war ein linker Journalist, der mit 50 Jahren viel zu früh an einem Herzinfarkt starb. Er machte sich vor allem bei der Erforschung des Rechtsextremismus einen Namen. Seine drei Thriller wurden erst nach seinem Tod veröffentlicht und sind in Skandinavien ein Renner. Hauptprotagonisten seiner drei Bücher sind der Journalist Mikael Blomkvist und die Ermittlerin Lisbeth Salander.

In Verblendung führt er vor allem seine beiden wichtigsten Personen sowie deren Umfeld ein. Der Roman erinnert dabei ein wenig an die guten Frederick Forsyth Romane. Die Figuren werden sehr interessant und dicht beschrieben. Der Roman lebt dabei vor allem von den Figuren. Spannung findet sich zwar auch, aber nicht nennenswert. Larssons Protagonisten sind samt und sonders seltsame, teils kaputte Typen. Um so interessanter ist die Geschichte.

Ein reicher Industriereller beauftragt den Journalisten Blomkvist damit, das Schicksal seiner seit Jahrzehnten vermissten Nichte zu recherchieren. Er kommt dabei einem sehr schlimmen Geheimnis auf die Spur. Während der Recherche lernt Blomkvist Salander kennen. Eine sehr seltsame Freundschaft entsteht. Seltsam, weil Larsson in Lisbeth Salander eine soziopathische Person erschaffen hat, die mit persönlicher Nähe wenig bis gar nichts anfangen kann. Salander ist entmündigt, was nur wenige wissen, und verfügt über sehr beachtliche Hacker-Qualitäten, die ihr bei der Recherche von Menschen und Themen sehr nützlich sind.

Ist der erste Roman noch interessant mit ein paar wenigen Spannungsmomenten geschrieben, möchte man den zweiten Band, Verdammnis, nicht mehr aus den Händen legen.

Lisbeth Salander hat sich mittlerweile aus Schweden weitestgehend abgesetzt und Funkstille zu Blomkvist gehalten. Durch Zufall geraten die beiden wieder aneinander. Diesmal tauchen sie tief in Salanders Vergangenheit ein. Zudem wird Lisbeth ab einem bestimmten Moment als Mörderin gesucht. Blomkvist glaubt nicht an ihre Täterschaft und will ihre Unschuld beweisen. Dieser zweite Roman ist stilistisch komplett anders, als der erste. Eine spannende Szene wird an die andere gereiht. Ich bin fast atemlos durch dieses Buch durchgeflogen. Schade, daß man zwischendurch schlafen muss. Ich habe selten ein ähnlich spannendes Buch gelesen.

Im dritten Roman - Vergebung -, der leider nur gebunden erhällich ist, wird der zweite Roman inhaltlich weitergehführt. Wir erfahren mehr aus Lisbeth Salanders erschütternder Vergangenheit. Dieser Roman ist eine sehr politische Spionagegeschichte, die nicht mehr an die Dramatik des zweiten Bandes herankommt. Insgesamt ist er aber ein würdiger Abschluss einer beeindruckenden und einzigartigen Trilogie. Die Millenium-Trilogie ist mit Sicherheit ein Highlight der Krimi- und Thriller-Literatur.

Die Bücher sind thematisch interessant, flüssig geschrieben und zumindest das zweite ist an Spannung und Dramatik nicht zu übertreffen. Wer gerne Thriller liest, sollte sich diese drei Bücher dringend zulegen. Es ist zwar schade, daß es das dritte Buch noch nicht als Taschenbuch gibt, aber wenn man den zweiten Teil gelesen hat, kann man definitiv nicht mehr solange warten, bis der dritte Band auch als Taschenbuch erscheint. Den ersten Band kann man ohne Probleme ohne die anderen beiden Bände lesen. Die Bände zwei und drei gehören aber inhaltlich zusammen und ihr Verständnis setzt eindeutig die Kenntnis des ersten Bandes voraus.

Hier noch ein paar interessante Links zum Thema:

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