Der Rheinwerk-Verlag (ehemals Galileo) hat vor Kurzem „Professionell entwickeln mit JavaScript“ („Amazon-Partnerlink„) von Philip Ackermann veröffentlicht. Das etwa 450 Seiten dicke Werk gibt es glücklicherweise auch als E-Book. Ich bevorzuge E-Books für Fachliteratur. Inhaltlich bleibt ein Fachbuch meist nur zwei Jahre interessant und ist dann als PDF schneller und einfacher entsorgt.

Ackermann bietet keine einfache Einführung in die Sprache. Der Anspruch liegt wesentlich höher. Das sieht man auch am eigenen Kapitel für ECMAScript 6 sowie an eigenen Kapiteln über den Entwicklungsprozess oder über das Testen von JavaScript-Anwendungen. Er diskutiert funktionale Entwicklung genauso wie MVC und Konsorten. 60 Seiten widmet der Autor Entwurfsmustern. Sprachlich ist das Buch recht angenehm. Es gibt immer wieder kleine Programmbeispiele. Leider sind sie auch meist sehr banal. Das ist das Schicksal der meisten Codebeispiele in Computerbüchern. Und an manchen Stellen merkt man das Fehlen von Beispielen, so im Bereich „Funktionen“, wo nicht alles mit adäquaten und zu Ende durchdeklinierten Beispielen unterfüttert ist.

Für Fortgeschrittene und Profis ist also genügend eindeutig Futter im Buch. Und obwohl Ackermann keine Sprachreferenz bietet, führt er sehr gut in die Grundkonzepte der Sprache ein. Das ist wichtig, denn seine Zielgruppe sind eindeutig Softwareentwickler. Man kann es sogar noch eingrenzen, denn alle Analogien beziehen sich immer auf Java. Jeder an diesem Buch interessierte PHP-Entwickler sollte demnach ein gerüttelt Maß an Basiswissen über Java besitzen.

Meine Ausgangsposition ist eine andere. Ich habe jahrelange Erfahrung mit kleinen JavaScript-Programmen, vor allem mit DOM-Scripting. Dies geschieht alles mit jQuery als Zwischenschicht. Mein Ziel war es also, mehr über die Sprache zu erfahren, tiefer einzusteigen und dadurch mehr zu verstehen. Ich habe jedoch keine Ahnung von Java, ausser dass es in meinen Projekten immer eine gefühlte Ewigkeit kompilierte.

Für Leser wie mich ist dieses Buch nicht gemacht und ich kann es mit einer solchen Ausgangssituation nur eingeschränkt empfehlen. Denn auch ohne Java-Kenntnisse habe ich eine Menge gelernt und habe ein kompetentes Nachschlagewerk, wenn ich mal wieder wissen will, was MVVM ist oder was ich mit PhantomJS, Casper JS und Kosntorten so anfangen kann.

Studenten, Uni-Absolventen, sonstige Java-Entwickler hingegen finden darin ein sehr gut und verständlich geschriebenes Buch, das sie sicher und gut in die Eigenarten von JavaScript einführt. Die Themenvielfalt ist klasse und aktuell. Der Titel ist leider irreführend. Er müsste lauten: „JavaScript für Java-Entwickler“.