In meinen Kursen an der Mainzer Uni lege ich immer viel Wert darauf, den Studenten den Wert vernünftiger Semantik nahezubringen. Ein wichtiger Teil sind für mich dabei Überschriften. Genau wie die Verwendung des Absatzelementes werden dabei gerne Fehler gemacht. Ich finde allerdings auch bei Überschriften immer wieder Situationen, die nicht einfach einzuschätzen sind. Dann ist Pragmatismus gefragt.
Denn es lohnt sich nicht, stundenlang über einer möglichst exakten Semantik zu brüten. Die Lösung sollte logisch sein. Interessant ist aber, wie viele Facetten die Diskussion über Überschriften annehmen kann. Ich habe einige interessante und wichtige Beiträge zusammengestellt. Die meisten sind nicht taufrisch, aber das schmälert ihren Wert nicht.
- Adrian Roselli fasst kompakt und sehr interessant zusammen, warum die HTML5-Outline noch immer eine Illusion ist und wir weiterhin die altbekannte Überschriftenhierarchie nutzen sollten.
- In diesem Artikel verweist Roselli auf ein Posting von Steve Faulkner, in dem er die HTML5-Outline als eine gefährliche Fiktion bezeichnet.
- Steven Bradley hatte sich 2011 damit befasst, wie man Überschrift und Subüberschrift designen kann.
- Aus dem Sommer 2013 stammt ein Artikel über Screenreader und Überschriften.
- Leonie Watson hat sich in 2012 in einem Artikel über Screenreader und Überschriften ausgelassen.
- Immer wieder erwähnenswert und wichtig finde ich den Artikel von Marco Zehe vom Oktober 2011, in dem er mehrere deutsche Relaunches nach der Verwendund – bzw. Nichtverwendung – von Überschriften bewertet. Auch die Diskussion in den Kommentaren ist interessant. Denn einer der Kritisierten kommt dort zu Wort und rechtfertigt die Abwesenheit von korrekter Semantik mit dem Rat eines SEO-Beraters.
- Die schönste Überschrift zum Thema „Überschrift“ stammt von Tomas Caspers und steht in einer News vom sanft entschlafenen Barrierefreiheits-Zentralorgan „Einfach für alle“: Es gibt kein Bier auf h3 …
- Die SEO Ranking-Faktoren 2013 zeigen – für mich erschreckend, wie unbedeutend die Überschriftensemantik im Gegensatz zu dem ganzen Social-Dingenskirchen geworden ist. Und auch hier bestätigt sich die alte (aus 2007!) Erkenntnis, dass die Überschrift erster Ordnung keine Bedeutung hat, erst die zweiter und die dritter Ordnung wichtig sind.
- Bei einer Umfrage unter Sreenreadernutzern gab es auch eine Frage zur Nützlichkeit einer vernünftigen Überschriftenhierarchie. Nur etwa die Hälfte fanden sie „sehr nützlich“.
6. Januar 2014 um 9:53 Uhr
Die erwähnte Studie von Searchmetrics zu den Rankingfaktoren ist zwar sehr umfassend, kann jedoch nicht als Aussage der Bedeutung von Überschriften oder Social Signals herangezogen werden. Die Studie stellt ausschließlich Korrelationen fest. Es ist nicht gesagt, dass eine hohe Korrelation tatsächlich mit einer Bedeutung für das Ranking einhergeht. So steht es auch in der Studie selbst. Gerade der Vergleich zwischen Überschriften und Social Signals ist hier sinnlos.
8. Januar 2014 um 8:42 Uhr
Der Dauerbrenner. Auch in meinen Schulungen lege ich großen Wert auf die Vermittlung einer korrekten Überschriftenstruktur. Bewährt hat sich die Vermittlung anhand von Beispielen (Websites) unter Hilfenahme der Erweiterung „HeadingsMap“ für Firefox. HeadingsMap zeigt die Struktur recht plastisch links in einem separaten Fenster. Sehr gut ist auch, dass dieses – anders als die entsprechenden Funktionen in den diversen Toolbars – die ganze Zeit „mitlaufen“ kann und sie nicht bei jeder Seite neu aufgerufen werden muss.