Rezension: Responsive Webdesign

Responsive Webdesign ist sicherlich das größte Thema der letzten zwei Jahre im Bereich Frontendentwicklung. Endlich setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Stärke des Webs in dessen Anpassungsfähigkeit liegt. Doch wir haben alle zu lange diese einfache Wahrheit ignoriert. Wir müssen neue Sichtweisen und Herangehensweisen lernen. Und wir müssen lernen, unsere Umgebung mit neuen Augen zu sehen.

Viele Artikel und bislang nur ganz wenige Bücher haben sich dieser Aufgaben angenommen. Webkraut Christoph Zillgens hat das erste deutschsprachige Buch zum Thema geschrieben. Er beschreibt auf knapp 350 Seiten, wie man ein Webprojekt so entwickelt, dass es sich an seine Umgebung möglichst optimal anpasst.

Sein Stil ist klar, schnörkellos und sehr gut zu lesen. Angesichts der thematischen Breite des Themas ist es sehr wohltuend, dass Christoph die Einzelaspekte nicht unnötig aufbläht. So bekommt man alle wesentlichen Informationen und hat ein breites Themenspektrum.

Themen wie „anpassungsfähige Bilder“ gibt es in kompakt und ausführlich. Im ausführlichen Kapitel diskutiert Zillgens die Haken und Ösen der Bildeinbindung. Am Anfang des Buches handelte er das Thema pragmatisch kurz ab. So kann man anfangs schnell mit einem ersten Erfolg in das Thema eintauchen um dann Schritt für Schritt zu lernen, dass die Thematik wesentlich komplexer als angenommen ist. Ein in meinen Augen sehr guter didaktischer Kniff.

Sehr gut finde ich, dass in dem Buch auch Formulare sowie die Performance von Webseiten diskutiert werden. Formulare sind als Interaktionsschnittstelle sehr wichtig und der falsche Umgang mit zusätzlichen Bildern und Skripten kann zu einer Performancebeeinträchtigung führen.

Weitere Themen sind „reaktionsfähige Typographie“, Mediaqueries, mobile Navigationen. Sehr wichtige Kapitel sind in meinen Augen die über die „Gestaltungsphase“ und über den notwendigen neuen Workflow. Hier hat der Autor weiter gedacht, als einfach nur ein paar Techniken zu beschreiben. Das finde ich sehr gut. Denn responsive Webdesign fordert uns nicht nur rein technisch oder gestalterisch heraus. Unser Workflow, unser Annahmen und Erwartungen müssen sich ändern.

Das Buch ist wunderschön gestaltet und macht deshalb nicht nur inhaltlich sondern auch formal viel Spass beim Lesen. Sehr gut ist die Bündelung von gedrucktem Buch und ebook. Noch besser wäre es, könnte man nur das ebook kaufen und das noch zu einem attraktiven Preis. Doch die deutschen Verleger sind in diesem Punkt leider noch weit hinter ihren amerikanischen und britischen Kollegen. Der Hanser Verlag bietet zwar das Buch als ebook an (was in diesem Falle nur ein PDF ist), verlangt aber den Preis des gedruckten Buches. Warum sollte man nur ein PDf kaufen, wenn man ein gedrucktes Buch und ein PDF zum gleichen Preis erwerben kann?

Für mich ist dieses Buch das aktuell beste und umfassendste Buch zum Thema, auch im Vergleich zu den jeweiligen amerikanischen Büchern. Es ist seinen Preis wert.

2 Kommentare

  1. Hi Jens,
    kennst du zufällig http://www.implementingresponsivedesign.com/? Fand ich auch recht angenehm zu lesen. Falls du es kennst, würde mich deine Meinung interessieren.

    • Ja, das Buch habe ich auch. Ich kann es ebenso sehr empfehlen, finde das Buch von Christoph aber besser und kompletter. Bis zu dessen Buch war das von Dir verlinkte mein Favorit.