Lehre an der Uni Mainz

Am 25. Oktober begann an der Uni Mainz das neue Semester. Und ab dem 29. Oktober begann im Fachbereich Informatik das „Praktikum Web-Programmierung“ mit zwei Kursen. Einen Kurs unterrichtet Martin Kliehm, den anderen Kurs darf ich unterrichten. Ein gutes Dutzend Studenten werden von mir in der Praxis der Frontendentwicklung unterrichtet. Die meisten hatten bislang nur eine Vorlesung zu HTML und CSS. Nur etwa ein Drittel kann praktische Erfahrung vorweisen. Der Kurs wird eine spannendere Herausforderung, als ich dachte.

Das Praktikum ist vierstündig, aber es ist nicht geplant, daß ich die ganzen vier Stunden erzählen werde. Am ersten Tag lief es noch darauf hinaus, daß ich nach einer Vorstellungsrunde gute drei Stunden oder mehr erzählte. Ich wollte die Studenten inhaltlich in die richtige Denkweise einnorden. Meine Themen waren u.a.:

  1. Das Drei-Schichten-Modell
  2. XHTML oder HTML?
  3. Struktur und Bedeutung (Semantik)
  4. progressive enhancement/graceful degredation
  5. Die DTD und der Quirksmode
  6. Browsertypologie
  7. Die drei Browser-Wars
  8. Jedem Browser das Seine – Strategien, Vor- und Nachteile von Hacks und Filtern
  9. Kaskade und Spezifität
  10. Wo bekomme ich gute Informationen?
    1. Bücher
    2. Webseiten

Mir macht die Lehre Spaß, sie ist aber auch anstrengend. Vor allem die Suche nach geeigneten Testcases ist anstrengend, nicht nur, weil die Ausgangslage der Studenten so unterschiedlich ist. Ich habe ihnen Quellen für Testbilder und Blindtexte, mal schauen, wie sie damit umgehen.

Alle empfehlenswerten Links zu meinen Veranstaltungen sammele ich bei delicious mit dem Tag „ws2010“ (Wintersemester 2010). Für Empfehlungen bin ich jederzeit offen.

In der zweiten Stunde habe ich mich intensiv der Positionierung, den Floats und dem Clearing gewidmet. Aber ich sehe ein, daß ich das in der nächsten Stunde noch einmal vertiefen muss. Als Folge der Beschäftigung mit den Layouts werden wir uns dann um Frameworks kümmern. Ich bin mal gespannt, wie YAML und Blueprint oder 960.gs bei den Studenten ankommen.

7 Kommentare

  1. Sehr schön, bin begeistert und auch ein wenig neidisch mein Freund. Gut, dass den Studies mal jemand unseren Job näherbringt, der auch tatsächlich fundierte Kenntnisse hat. Das ist ja, so habe ich das schon öfters gehört, keine Selbstverständlichkeit.

    • Nein, das ist offensichtlich keine Selbstverständlichkeit. Ich weiss noch aus meinem Politikwissenschaftsstudium, daß an der Uni die Mühlen sehr langsam mahlen. Während des Umbruches in der DDR weigerte sich damals unser Prof. Wiedenfeld, in seinem Seminar über „Fragen der Deutschen Einheit“ eben diesen Umbruch inhaltlich zu begleiten. Er war wohl auch zu faul, sich vorzubereiten, nehme ich an. Daran erinnere ich mich immer, wenn ich mitbekomme, daß das Internet noch immer ein Nischendasein in der Informatik fristen soll. Das Medium ist wahrlich nicht neu. Aber für echte Informatiker ist die Unsicherheit, der wir im Frontend begegnen, wesensfremd, so entnehme ich das einigen Dialogen mit Professoren. Es ist traurig, aber so ist es nunmal. Für die Praxis gibt es ja Lehrbeauftragte wie mich 🙂

  2. Ich studiere Digitale Medien an der Hochschule Ulm. Ich wäre froh, wenn jemand dort auch so eine Vorlesung/Übung anbieten würde. Bisher wird nur reine Programmierung auf der einen Seite und Designkonzeption auf der anderen Seite unterrichtet. Die ganze Browserproblematik und Webtechniken kommen zu kurz.

    • @defifee: Ich kann auch mal für ein Blockseminar bzw. einen Gastvortrag nach Ulm kommen, wenn Du das organisierst 🙂

  3. Erzähl deinen Studies auch was über: Sprites, JavaScript-Bibliotheken, DOM-Modell und ganz wichtig „Kommentare und Dokumentation“.
    Weil html und css sind online autodidaktisch zu lernen, das andere eben (noch) nicht.

    • Hi Stephan. Ja, über diese Themen werde ich genauso reden, wie darüber, ein Stylesheet gut aufzubauen, Namenskonventionen und ein wenig CSS3 und vielleicht auch HTML5. jQuery soll auch vorkommen. Das DOM haben wir schon gehabt. Darauf werde ich immer wieder zurückkommen, speziell bei jQuery.

  4. Super, es müsste viel mehr professionelle Webleute geben, die an die Unis gehen und dort der „nächsten Generation“ Entwickler aktuelles Wissen vermittelt. Das was da meist in den Schulen gelehrt wird, ist ja schon schlimm, aber an der Uni wird das leider meist nicht viel besser.