Sind e-books echt ein Knaller?

Ich verstehe die aktuelle Diskussion um e-books und deren Reader nicht. Wie soll sich denn ein Massenmarkt für etwas bilden, das es kaum bis gar nicht in meiner Muttersprache gibt, das umständlich zu bedienen ist und das höllisch teuer ist?

Ich entnehme der aktuellen Diskussion, daß es derzeit kaum deutschsprachige Bücher gibt. Amazon hat drei Tageszeitungen und ein paar Zeitschriften im Angebot, ansonten bekommt man nur englischsprachige Bücher. Diese kann man dann nur auf Amazons Kindle lesen. Aus anderen Distributionskanälen kann ich nichts draufladen, es wird nicht angezeigt.

Geht es noch? Die haben doch eine Meise! Amazon scheint einen auf Microsoft zu machen. Sie mißverstehen das Buch als IHR Produkt, so wie Microsoft zu glauben scheint, das Internet sein IHR Produkt.

Die meisten Geräte müssen mit Kabel an einen Computer verbunden werden, der dann das Buch herunterläd. Toll, da habe ich einen Roman wesentlich schneller am Bahnhof gekauft.

Die Geräte kosten zwischen 250 und fast 400 Euro. Mit ihnen kann man nur e-books lesen, manchmal nur in einem ganz bestimmten Format. Das ist das größte Gegenargument für mich. Ich lese gerne mal PDFs auf meinem Netbook. das hat mich um die 400 Euro gekostet. Mit ihm kann ich aber auch im Internet surfen, Texte schreiben und Filme anschauen. Mit Kindle & Co. könnte ich all das nicht. Wenn sich dann auch noch die deutschen Reichsbedenkenträger durchsetzen – und das werden sie – und e-books genauso viel kosten, wie gedruckte Bücher bzw. einer Buchpreisbindung unterliegen, dann ist das ein Begräbnis erster Klasse für eine interessante neue Technik.

Warum soll ich erst 300 Euro in ein Lesegerät investieren und dann noch höllisch viel Geld für Bücher bezahlen? Und durch einen dummen Zufall (Virus, Absturz, etc.) sind dann irgendwann alle meine Bücher weg? Nein, lieber kaufe ich weiterhin PDFs oder gedruckte Bücher. Wenn es die Lesegeräte dereinst für 10 Euro oder kostenlos gibt, dann können wir nochmal drüber sprechen. Vorher nicht.

8 Kommentare

  1. Du hast die Gründe, warum sich diese Lesegeräte auf absehbare Zeit nicht in der Breite durchsetzen werden, bestens beschrieben. Bei den möglichen Zufällen hast du allerdings noch einen vergessen: Sollte sich herausstellen, dass der Händler die Rechte für ein Buch gar nicht hatte, kann auch nachträglich dein Buch wieder gelöscht werden, wie bei (ausgerechnet) 1984 von George Orwell bei Amazon geschehen.

  2. Genau zum dem Thema gibt es einen schönen Artikel bei Spiegel Online: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,655114,00.html

    „So wird das E-Buch sexy

    Alle reden von E-Books, nur eines gibt es in Deutschland nicht: ein gutes, einfaches, preiswertes Angebot. SPIEGEL ONLINE zeigt, woran das System krankt – und was Leser wollen, damit digitales Lesen endlich Spaß macht.“

    • Danke für den Hinweis. Noch ein Hinweis von mir in eigener Sache, weil es gerade so gut zu diesem Kommentar paßt. Der Kommentator gibt es Mailadresse mail@example.com an.- Ich muss mir für die Zukunft überlegen, ob ich solche Kommentare nicht einfach kommentarlos als Spam markiere. Wer weder mit eigenem Namen noch eigener Mailadresse einen Kommentar schreiben kann, der kann nicht hinter dem Kommentar stehen. Oder? Wo ist das Problem, seine Mailadresse anzugeben? Jetzt sagt nicht Spams. Die sind genauso nervig und unausweichlich wie Werbebeileger in der Zeitung. Ich finde es traurig, wenn man offenbar nciht gut genug hinter seinem eigenen Kommentar steht. Ich lasse ihn trotzdem mal so stehen.

  3. Ab und an entdecke ich sogar ein E-Book, das ich gern lesen würde – von mir aus sogar auf Englisch. Zahlen möchte ich dafür aber bitteschön deutlich weniger als für das Druckerzeugnis. Aber das größte Problem für mich heißt: DRM. Die meisten Bücher im EPUB-Format sind digital verkrüppelt und lassen sich nur mithilfe von Adobe Editions (oder wie das heißt) lesbar schalten. Abgesehen davon, dass ich sowas generell für extrem nervig halte, läuft das nicht unter Linux ;( Und wenn es stimmt, was man beim Googlen so liest, ist der Kopierschutz sowieso schon ausgehebelt. Vermutlich gilt auch hier: Was digital vorliegt und angezeigt werden kann, kann auch kopiert werden.

  4. Deinen Argumenten – die ich teile – möchte ich noch hinzufügen, daß die aktuellen E-Books einfach grottenhäßlich sind. Bei Wired gab es vor ein paar Monaten einen Artikel dazu: http://www.wired.com/gadgetlab/2009/05/e-book-design/

    P.S.: Ich verlange in meinem Blog weder E-Mail-Adresse noch Namen. Quatsch wird gelöscht; ansonsten mag jeder selbst entscheiden, welche Daten er mir geben will. Das wurde noch nie ein Problem.

  5. Ich sehe in Nischenbereichen gute Einsatzmöglichkeiten für ebooks. Ich würde gerne einige Fachbücher aufgrund von Aktualisierungen, Fehlerbehebungen, neue Versionierungen usw. abonnieren, wo sich ein Neukauf nicht lohnt. Auch der Transport mehrerer Bücher ist gegenüber dem Paperback deutlich angenehmer:-)

  6. Wir sind doch alle lange genug im Geschäft um zu wissen dass Anfangs immer versucht wird mit neuen Produkten möglichst viel Geld einzustreichen und die Produkte erstmal alles andere als wirklich gut sind, oder?

    Ich versteh grad gar nicht warum man sich da aufregen muss über die Taktik von Amazon, die Preise von txtr und Co. oder die Verfügbarkeit deutscher Bücher.

    Das alles wird sich in nächster Zeit von alleine lösen. Die Nachfrage wird über kurz oder lang das Angebot bestimmen. Mit dem txtr reader kommt ja schon das erste richtig offene Gerät – zugegebenermaßen nicht billig, aber auch das wird sich geben.

    Dein Beitrag klingt ein wenig so als wärst du sauer, dass man dir nicht gleich als erstes ein Gerät nach deinen Vorstellungen gibt. Dass das alles andere als realistisch ist, dürfte eigentlich klar sein. Warum auch sollte so ein Gerät kostenlos oder für 10€ zu haben sein?

  7. Die einleitende Frage habe ich mir auch gestellt – sind EBooks und besonders der Kindle wirklich der Knaller ?

    Zumindestens die Presse versucht es zu suggerieren. Anscheinend nimmt / nahm man es auch diesmal mit der Recherche nicht allzu genau. Laut unterschiedlichen Newsseiten bestreitet Amazon schon fast die Hälfte seines Umsatzes mit dem Kindle und elektronischen Büchern.

    Ist das so, oder hat man nur mal wieder einen englischen Text nicht verstanden und falsch übersetzt ?

    Fakt ist wohl nur, dass man kurz vor dem Weihnachtsgeschäft den Kindle pushen will. Sicherlich ein fast perfektes Geschenk – und man merkt ja erst im nächsten Jahr, dass die passenden Bücher eher Mangelware sind.

    Für mich ist es ein Hype unter vielen und Presse sowie Verlage springen unreflektiert auf den Zug auf, wohl auch in der Hoffnung wenn wirklich die Verkäufe ansteigen endlich dem Netz und seinen kostenlosen Informationen durch aufbereitete Kindle Tageszeitungen und Publikationen entrinnen zu können.