Einsatz von Webstandards

Immer wieder lese ich vom „Einsatz von Webstandards“. Diese dienen als Abgrenzung gegenüber dem Mitbewerber oder als Empfehlung, was man für eine moderne, gut wartbare Seite machen müsse.

Ihr könnt mich ja Klugscheisser nennen, aber die Formulierung finde ich unglücklich. Ich empfehle eher den „korrekten Einsatz von Webstandards“ oder gerne auch den „sinnvollen Einsatz“.

Ein jeder, der irgendetwas im Web veröffentlichen will, muss sich mindestens eines Webstandards bedienen: HTML oder XHTML. Zusammen mit CSS wird es dann auch noch möglicherweise hübscher – gesagt ist das nicht. Denn ohne HTML wird nichts im Browser angezeigt.

Jeder Trottel nutzt also (X)HTML, um etwas im Internet zu publizieren. Den Unterschied aus unserer/meiner Sicht macht dabei das „WIE“. Wie nutzt jemand (X)HTML? Wird da ein Tabellenlayout hingezimmert? Vermeidet man dies zwar, schriebt aber auch kein semantisches HTML? Oder schreibt man tatsächlich semantischen Code und macht sich Gedanken über das, was man da tut?

DAS ist der eigentliche Unterschied. Die korrekte, sinnvolle Anwendung der üblichen Webstandards ist leider noch immer ein wichtiges Unterscheidungskriterium zwischen guten und weniger guten Profis. Für Letztere hatte Peter-Paul Koch vor vier Jahren den Begriff der „Neuen Amateure“ geprägt. Der Begriff ist bewußt provokant und ich finde ihn noch immer passend.

5 Kommentare

  1. Hast absolut Recht. Ich gehe aber sicherheitshalber nochmal meine gaaaanz alten Webseiten überprüfen. 😉

  2. Entschuldigung, aber das was du schreibst ist Mummpitz. Jeder Browser kann auch Plain-Text anzeigen (z.B. dein Stylesheet). Durch HTML wird aus einem Plain-Text dann so etwas wie ein Rich-Text. Und natürlich kann man Flash-Inhalte auch ohne HTML darstellen. Die meisten Browser zeigen Flash-Inhalte auch dann an, wenn man die Flash-Datei direkt aufruft. Gleiches gilt, sofern entsprechende Plugins installiert sind, dementsprechend für andere Datei-Formate, z.B. PDF.
    Obendrein kann man seine Inhalte auch alleine über XML darstellen. das ist für den Menschen erst einmal nicht sonderlich gut lesbar, man kann es aber mit CSS auch für den Menschen gut lesbar machen.

    Deswegen finde ich die Definition von HTML als den alleinigen Web-Standard als Mummpitz.
    Sich an Web-Standards halten bedeutet für mich, die jeweils verwendete Technik (egal ob HTML, XML, Flash oder eine andere Technik) so einzusetzen, dass sie beim Benutzer fehlerfrei angezeigt werden kann.
    Nur weil ein paar Webaktivisten Tabellenlayouts als nicht optimal ansehen, bedeutet dies noch lange nicht das sie nicht funktionieren. Für mich ist das wie die Frage ob man Brot am Stück oder geschnitten kauft. Beides ist Brot und beides macht satt. Da braucht man sich keinem Dogma beugen das man nur noch geschnittenes Brot kaufen soll weil es praktischer ist.

    Das diese ganze Diskussion um Webstandards eher sinnlos ist, zeigt die Nutzung von XML. Viele nutzen einen Feedreader und pfeifen damit auf Webstandards. Die Technik funktioniert, die Informationen werden geliefert. Und wer weis, vielleicht gibt es in vier, fünf oder 10 Jahren ganz andere Techniken. Dann ist das semantische Web nach Standard von heute Geschichte und genauso wertvoll wie heutzutage ein Tabellenlayout.

  3. @Ralf: Das Stylesheet dieser Seiten ist eben nicht text/plain, sondern text/css. Andernfalls käme nicht jeder Browser gleich gut damit zurecht.

    Und was Webstandards für dich bedeuten, das hat mit ihrer allgemeinen Definition wenig zu tun: Man kann durchaus ein Dokument in gültigem Markup und mit korrektem Stylesheet erzeugen, das kein Browser brauchbar darstellt. In den jeweiligen Spezifikationen steht dazu kaum etwas.

    Jens hat (X)HTML auch nicht als »alleinigen« Webstandard bezeichnet, sondern als minimale Grundlage. Das ist ein Unterschied.

    Ich würde allerdings eher HTTP als diese Grundlage identifizieren. Selbst das bekommen erschreckend viele Leute nicht richtig hin.

    XML und speziell Newsfeeds sind übrigens ein gutes Beispiel dafür, wie ein Webstandard versagen kann: http://www.xml.com/pub/a/2004/07/21/dive.html

  4. Mit den Markup-Sprachen ist es halt wie mit den richtigen Sprachen:

    Ich kann Sätze in korrektem Deutsch schreiben, die kein Mensch versteht, und ich kann Sätze in übelstem Slang schreiben, die jeder versteht und die genau die beabsichtigte Wirkung erzielen.

    Für mich ist wichtig: was drauf steht sollte auch drin sein. Wenn ich ein Dokument als html 4.01 transitional deklariere, dann haben Endslashes in Solo-Tags eben nix zu suchen usw.

    Von mir aus kann jemand sein eigenes html schreiben, in allen Browsern dieser Welt testen und dann sagen: „Was wollt Ihr denn, funktioniert doch.“

    Dann soll er aber bitteschön keine DTD drüberschreiben.

    Dass aber sinnvoller Code mit dem grünen Balken des Validators noch lange nicht garantiert ist, sollte uns allen ja klar sein. Und so wird uns der Stoff zum Streiten wohl nie ausgehen 😉

  5. @Thomas Scholz: Ich hatte das Stylesheet auch nicht als text/plain, sondern als Plain-Text bezeichnet. Das ist ein sehr großer Unterschied.

    Sicherlich hatte Jens behauptet das (X)HTML die Grundlage sei: „Ein jeder, der irgendetwas im Web veröffentlichen will, muss sich mindestens eines Webstandards bedienen: HTML oder XHTML.“
    Dieser Satz ist absoluter Mummpitz. Wie gesagt, neben (X)HTML gibt es auch noch andere Wege um Daten im Internet zu veröffentlichen. Der einfachste ist ein Plain-Text.

    HTTP ist lediglich der Weg WIE etwas übertragen wird, nicht der Weg WAS übertragen wird. Ich persönlich kenne niemanden der sich mit HTTP beschäftigen müsste, ausgenommen man würde ein Programm schreiben das dieses Protokoll implementiert. Von daher weis ich gerade nicht wie ich deine Aussage dazu bewerten soll. Wer sollte bei HTTP etwas falsch machen? Die Browser-Hersteller mal ausgenommen.

    Jens stellt (X)HTML als unabdingbaren Standard dar. Dies ist auch die Sichtweise der Dogmatiker die den „Web-Stand“ vertreten. Allerdings steckt der Fehler schon in der Bezeichnung (X)HTML. Denn X-HTML ist lediglich die Umsetzung von HTML im XML-Standard. Und mit XML kann ich halt weit mehr machen als nur eine HTML-Umsetzung. Mit XML könnte ich mir meine eigene Markup-Language zusammen basteln die rein gar nichts mit den „Web-Standards“ zu tun hat.
    Wer einen HTML-Standard (!) als „Web-Standard“ bezeichnet, behauptet damit das dass Web (Internet) ohne HTML nicht auskommen würde. Dies stimmt ja nun mal rein gar nicht. Zudem wird mit dieser Aussage das Internet auf HTML reduziert. Das Internet besteht nun einmal aber aus weit mehr als einen Haufen HTML-Seiten. Man muss es sich halt nur oft genug bewusst machen das es da noch mehr gibt als HTML. Und vor allem muss man es auch benutzen.
    Mich stört also am allermeisten die Bezeichnung „Web-Standard“, besser wäre wohl die Bezeichnung „HTML-Standard“. Dann wäre auch klar um was es geht.