Das Barcamp ist vorbei

Dieses Wochenende war in Eschborn bei Frankfurt das „Barcamp Frankfurt“. Es war mein zweites Barcamp nach dem in Köln und auch dieses Mal waren Location, Organisation und die Inhalte perfekt. Das Organisationsteam um Franz Patzig und Robert Basic hat ganze Arbeit geleistet, einen super Job gemacht und in Cisco einen tollen Partner gefunden, der uns alles wünschenswerte ermöglichte und noch viel mehr. Neben Cisco gab es eine Reihe weitere Sponsoren, die für die Finanzierung der Getränke, des Essens (Frühstück, Mittag- und Abendessen) sowie für die Parties am Freitag und Samstag gerade standen. All diesen Sponsoren möchte ich ein großes Dankeschön sagen. Sie haben für einen angenehmen Rahmen gesorgt, innerhalb dessen es spannende Gespräche und Sessions gab.

Wie damals in Köln konnte ich nicht alle Sessions besuchen und habe selber ein paar gehalten, aber weniger, als ich eigentlich wollte. Denn schließlich wollte ich selber ja auch noch Anregungen mitnehmen. Derer gab es genug. Am Samstag fing es mit einer Neuauflage von „Flash vs. Ajax“ von Carlo Blatz an. Carlo ist eine der wenigen Galionsfiguren der Flashszene und obwohl er sich mehr bemühte als in Köln, dem Thema gerecht zu werden, schaffte er es nach einem guten Anfang leider doch wieder nicht, die Möglichkeiten der Interaktion zwischen Flash und HTML via AJAX zu beleuchten. Dafür ist er zusehr ein Flash-Fan. Aber die technischen Ansätze sind da und durchaus vielverprechend. Die Session war aber trotzdem lehrreich, inspirierend und unterhaltsam.
Nach dem sehr leckeren und umfangreichen Mittagessen (mit noch besseren Gesprächen) hielten Dirk Jesse und ich eine Session über die Verwendung von CSS-Frameworks in der Webentwicklung mit Schwerpunkt auf Dirks YAML. Ich gab einen groben Überblick über YAML und Yahoo! Grids, führte in die Grundkonzeption von YAML ein und Dirk ergänzte Details. Am heutigen Sonntag ließen wir dann – vor allem Dirk – eine Praxissession folgen. Dirk demonstrierte die Umsetzung eines Layouts, das demnächst mein Kochblog zieren wird.

Nach der YAML-Session ging es am Samstag weiter in die bunte Welt der Social-Dingenskirchens. Oliver Überholz machte eine tour-de-force durch dreissig unterschiedliche soziale Netzwerke (weltweit), stellte sie ganz kurz vor und bewertete sie ganz grob. Zusätzlich verschaffte er sich und uns einen Überblick, wieviel der Anwesenden etwa 25 Zuhörer diese Netzwerke kannten oder gar nutzten. Interessant war, daß OpenBC (a.k.a. XING) von jedem genutzt wurde. Ich fand es sehr spannend, diese vielen verschiedenen Dienste einmal gesehen zu haben. die wenigsten kannte ich vom Namen her und Nutzer bin ich nur von einem: XING. Ich finde die Unzahl an Studentennetzwerken interessant und generell die Anzahl an häßlichen oder zumindest uninteressanten Layouts erschreckend. Aber ich fürchte, das ist einfach ein professioneller Blick, kein repräsentativer.

Als nächstes ließ ich mir von Timo Derstappen eine Einführung in CakePHP verpassen. Im Gegensatz zu Köln war die Session diesmal auf erhöhtem Einsteigerniveau, ich konnte also wunderbar etwas damit anfangen und habe nun zumindest mal einen Eindruck vom Grundkonzept des Frameworks. Daran schloss sich meine eigene zweite Session an, die ich zusammen mit Tomas Caspers und Martin Kliehm hielt. Wir luden zur Diskussion über die Wege zur Verbreitung von Webstandards. Nicht, daß wir ein Ergebnis bekommen hätten, aber interessante Gespräche waren es allemal. Wir drei trugen nichts vor, wie diskutierten Thesen, tauschten Erfahrungen aus.

Nach dem Abendessen verteilten sich die Teilnehmer leider recht schnell. Manche mußten wieder nachhause, konnten eh nur den Samstag erübrigen, manche fuhren nach Frankfurt.

Am Sonntag begannen die Sessions für mich mit Dirk Ginaders Einführung in jquery. Ich bin eh von diesem Framework begeistert, sein Praxisbeispiel zeigte mir aber einmal mehr den Charme von jquery.
Anschliessend unterstützte ich Dirk Jesse bei seinem Praxisbeispiel zu YAML und verpaßte deshalb leider Timo Derstappens Projekt „Jamal„, seinen Versuch, das Model-View-Control Paradigma auf Javascript mittels jquery zu übertragen. Aber wenn ich mal groß bin, dann nutze und verstehe ich das auch.

Nach dem Mittagessen holte ich mir bei Gerrit Inspirationen zum Thema Webdesign, denn er stellte „6 Thesen zum modernen Web-Layout“ vor. Schön war, daß diese Thesen gleich zur Diskussion und teilweise zum Widerspruch einluden. So macht Barcamp richtig Spaß. Georg Leciejewsk stellte uns danach einen neuen Widget-Ansatz vor, der von Netvibes demnächst offengelegt wird und derzeit ohne Probleme von Netvibes, Google aber auch XP, Vista und OSX verstanden wird. Das Thema finde ich extrem spannend und zukunftsträchtig.

Der Abschluß war der Vortrag von Silke Berz über die Visualisierung dynamischer Anwendungen mittels Wireframes. Ein sehr interessanter Beitrag, der einen inspirierenden Blick über den Tellerrand erlaubte. Schön zu sehen, wie in anderen Agenturen gearbeitet wird und auf welche kreativen Ideen die Kollegen so kommen. Silkes Problem ist einleuchtend: wie kann ich mittels Wireframes einen modernen AJAX-Prozess abbilden, an dem ich nach Aktualisierungen und Änderungen der Seite nie diese verlasse? Ein Problem das nicht ganz neu ist, denn dynamische Prozesse, die mittels Javascript oder Flash realisiert werden, konnte man bislang nie zufriedenstellend in einer undynamischen Form wie Wireframes abbilden. Silke stellte einen Ansatz zur Diskussion, mit dem sie selber noch nicht hunterprozentig glücklich ist, der aber aus heutiger Sicht bestimmt der sinnvollste Ansatz ist.

Ein bischen schade fand ich die hohe Fluktuation von Samstag auf Sonntag. Am heutigen Sonntag Morgen habe ich Bücher verlost. Vor allem O’Reilly aber auch Galileo und bhv hatten ein paar Bücher gespendet, die unters Volk sollten. Die O’Reilly-Bücher hatte Darren Cooper von der Frankfurter PHP-Usergroup organisiert, die anderen Bücher hatte ich organisiert. Also warf ich den Zufallsgenerator in OpenOffice an und rief die dadurch ausgelosten Teilnehmer nach der Liste des Wiki auf. Doch leieder waren etwa zwei Drittel der „Gewinner“ nicht mehr anwesend. Schade. Die Bücher haben aber trotzdem interessierte Leser gefunden.

Ich bin mit der inhaltlichen Ausbeute des Barcamps sehr zufrieden. Am Ende beider Tage fühle ich mich ein wenig berauscht, denn die Begeisterung, die man bei jedem Telílnehmer für das Medium Internet spüren konnte, läßt mich so einige miserable Entwicklungen und auch Seiten in einem milderen Licht betrachten. Die Bandbreite der Teilnehmer war groß. Von Gründern über Programmieren zu Grafikern, Konzeptern, Journalisten und reinen Technikern war alles vertreten. Alle verstanden einander auf eine bestimmte Weise, alle hatten einen gemeinsame Basis. Und vor allem: wir alle hatten die Chance, über den Tellerrand hinaus zu schauen, Inspirationen zu holen. Leider kann ich beim kommenden Hamburger BarCamp nicht dabei sein, ich wünsche den Teilnehmern ebenso viel Spaß wie ich ihn in Eschborn und Köln hatte.

Im Zuge der Organisation des Frankfurter Barcamps habe ich ein paar Stimmen gelesen, die solche Locations wie bei Cisco oder QSC in Köln ablehnten und mehr zu einem „Camp“ wollten, also WLAN auf dem Zeltplatz. Ich kann nur sagen, ich muss keine so edle Location wie bei Cisco haben, brenötige keine sechs verschiedenen Mittagessen, aber ich finde es nicht verwerflich, wenn wir einen gewissen Komfort bekommen und nicht wie auf einer Jugendfreizeit herumturnen. Ich möchte mich ohne Probleme und unnötigen Stress auf die Hauptsache konzentrieren, das sind die Sessions. Bei einem Camping wär ich nicht dabei, mit großem Bedauern, aber das würde ich mir nicht geben.

Noch ein Letztes: ein bischen Unfug haben wir natürlich auch gemacht, in diesem Falle mit den leckeren Säften der Firma Walther.

1 Kommentar

  1. Hey,
    bessere Infos zu dem ION-Ansatz (Interface Object Notation) gibt’s in der Präsentation im Blog von den „Erfindern“:
    http://www.clearwired.com/loop/archives/50-ION.html

    Danke für das Feedback und den Austausch! 🙂