Kategorie: In eigener Sache

Zurück in die Zukunft – von Mac zu Lenovo

Als ich mich Ende 2009 selbständig gemacht habe, kaufte ich mir ein MacBook Pro und wechselte damit mein Betriebssystem. Zum einen wollte ich den Bruch nachvollziehen, den der Weg aus dem Angestelltendasein darstellte. Zum anderen war damals der Mac gerade die für Frontendentwicklung innovative Plattform. Und mit Windows 7 stand eine hässliche, ungelenke Alternative zur Wahl.

Ich habe den Schritt nie bereut, obwohl mir die Umgewöhnung recht schwer fiel. Ich weiss noch, dass ich lange gesucht habe, wie ich in Textmate die Iconleisten einschalten kann, damit ich ganz einfach mit einem Mausklick eine Tabelle erzeugen, eine neue Datei erstellen oder eine abspeichern kann. So war ich es von jeder Windows-Software gewöhnt. Ich wollte es erst nicht glauben, dass es sowas nicht gab. Ich war auch sehr irritiert, dass bei Problemen oft ein der Standardhinweis auf das Terminal und eine kryptische Zeichenfolge kam. So etwas hätte es bei Windows nie gegeben.

Black Screen auf dem MacBook

Ich hatte aber auch noch nie so viele Abstürze wie in den ersten drei Monaten meiner Arbeit am Mac. Ich hatte in den ganzen etwa 20 Jahren mit Windows zuvor vielleicht eine handvoll Bluescreens. Bei Apple sind die nicht blau, sondern schwarz und wunderschön gestaltet. Sie sind aber genauso ärgerlich. Und sie kamen mit Ansage. Immer wenn ich zu meinen fünf oder sechs laufenden Programmen Fireworks öffnete, hängte sich der Rechner auf. Klar, Adobe stellt schlechte Software her. Aber Apple hat es wohl bis heute nicht geschafft, eine vernünftige Hauptspeicherverwaltung zu programmieren. Unter Windows 98 hätte ich die doppelte Anzahl Programme ohne Probleme nutzen können.

So lies ich den Hauptspeicher aufrüsten und bei meinem zweiten MacBook Pro gleich mehr RAM einbauen, als Apple vorsah/erlaubte. Die Arbeit fiel dadurch leichter, Abstürze hatte ich nur noch sehr selten. Meist gefror mir das System für eine Zeit im Zusammenhang mit einem externen Monitor.

So viel zur mythischen Überlegenheit des Betriebssystems OSX. Die kochen auch nur mit Wasser. Aber das Betriebssystem selber und die Programme sind optisch eine Augenweide. Das ist der große Unterschied zu Windows vor der aktuellen Version und zu den meisten traditionellen Windows-Programmen.

Damals war alles toll

Ich stieg mit OSX 10.6 ein und verliebte mich sofort in die virtuellen Desktops. Es war ein großer Produktivitätsgewinn, Programme auf separate Desktops zu legen und mit Tastaturkombinationen anspringen zu können. Unter Windows war das damals nicht möglich. Und bei zwei Monitoren konnte man diese auch separat steuern, sodass mein Laptop-Monitor als Nebenmonitor immer unverändert blieb, während die Desktops des Hauptmonitors sich veränderten.

Aber nicht lange

Doch leider wurde diese tolle Funktion ohne Not mit 10.7 wieder abgeschafft. Dieses Betriebssystem übersprang ich dann. Und bei 10.8 machte ich dann den Fehler – um nicht zu lange abgehängt und zu werden und weil manche Software dann nur noch aber dieser Version lief – und machte das Update direkt am ersten Tag. Kleiner Tipp: macht sowas nie! Freitags lief das Update und gegen Sonntag Abend hatte ich die gröbsten Fehler, die das Update bei mir hervorgerufen hatte, wieder beseitigt und war arbeitsfähig.

Seitdem warte ich immer Wochen und Monate, bis ich ein Update in Erwägung ziehe. Ich habe den Eindruck, dass die Qualität der OSX-Versionen mit den Jahren immer weiter nachgelassen hat. Es ist auch ehrlich gesagt sinnlos, jedes Jahr eine neue Version zu veröffentlichen. Dabei tun die Verantwortlichen natürlich immer so, als hätte sie gerade die Welt gerettet und alles neu erfunden. Würden sie einfach mal Wert auf Kontinuität und Qualität legen, wäre es eine echte Revolution.

In vielerlei Hinsicht hatte ich mich an den Mac gewöhnt. Es machte oft Spaß, damit zu arbeiten und ich bin immernoch irritiert, dass es viele Situationen gibt, in denen kaum ein Entwickler ohne ein MacBook im Raum sitzt.

Mein aktuelles MacBook Pro

Mein aktuelles MacBook Pro habe ich Ende 2012 gekauft. Die wirklich gute Nachricht ist, dass es noch läuft. Ich bin zwei Betriebssystem-Versionen hinten dran und ich bin arbeitsfähig. Aber ich merke, dass mein Rechner schwächer wird und der Akku hat wohl auch eine Meise. Nach ein paar Stunden Dauerbetrieb mit Direktablage auf einem Tisch kann man auf der Unterseite des MacBooks fast ein Ei braten, so heiss ist dann das Gehäuse geworden. Also wäre jetzt ein neuer Bruder dran.

Auswahl ist nicht in der DNA von Apple

Doch leider interessiert sich Apple anscheinend nicht für seine Nutzer. Sie wissen im Gegenteil immer besser als andere, was gut ist und daran muss man sich dan halten. Deshalb gibt es im Prinzip keine Auswahl bei den potentiellen neuen Rechnern. Ich spreche da gerne vom Nordkorea der Computerbranche. Denn leider gibt Apple auch niemand Anderem die Möglichkeit, Hardware für sie zu bauen. Es gibt keine Markt, wie bei Windows-Rechnern.

Ich habe leider keine Chance, ein MacBook zu kaufen, das meinen Ansprüchen entspricht. Es gibt zwar die Möglichkeit, auf Leistung zu verzichten und dafür eine echte Funktionsleiste statt dieser ominösen Touchbar zu bekommen. Aber ich bekomme keine Anschlüsse, die ich benötige. Mein Schicksal wäre, für alles und jedes mit Adaptern herumzulaufen, die zudem auch noch teuer sind.

Ich brauche Anschlüsse

Ich benötige für meine Vorträge und Schulungen, aber auch für meinen zweiten Monitor zuhause zumindest einen HDMI-Anschluss. Zuhause und bei Kunden nutze ich bevorzugt einen Netzwerkanschluss, an Stelle von schlichtem WLAN. Ausserdem nutze ich gerne als Speichermedium, aber auch für meine Fotos, eine SD-Karte. Ein eingebautes Lesegerät wär schon gut. Das alles habe ich in meinem aktuellen MacBook. Bis auf den HDMI-Anschluss. Der Adapter auf Display Port ist aber klein und harmlos. Doch leider hat Apple beschlossen, mir so etwas nicht mehr anbieten zu wollen. Alles soll jetzt suberflach und nur noch USB-C sein.

Also beschloss ich, mein Geld nicht zu Apple zu tragen.

Welche Alternative gibt es zu Apple?

In meinem aktuellen Projekt ist auffällig, dass die Entwickler meist mit einem MacBook Pro oder einem Lenovo rumlaufen. Es gibt wenige andere Marken.
Und eine lange Recherche ergab für mich, dass Lenovo wirklich die Marke ist, die mir am Ehesten das Gewünschte liefert. Am Ende habe ich mir ein Lenovo Thinkpad T480s bestellt. Es dürfte etwa die Hälfte meines jetzigen MacBooks wiegen und bietet mir alle oben aufgeführten Anschlüsse. Zusätzlich bekomme ich noch USB-C-, USB-A- und Thunderbolt-Anschlüsse. Sogar einen Touchscreen, den es bei Apple auf absehbare Zeit nie geben wird und einen Fingerabdruckscanner gibt es. wenn ich auf den Netzwerkanschluss verzichtet hätte, hätte ich ein ähnliches Gerät zum Umklappen (Thinkpad X1 Yoga) bekommen können. Dann hätte ich ein zu schweres Tablet. Da ich aber keinen Usecase dafür habe – ausser den Coolness-Faktor – habe ich mich lieber für den Netzwerkanschluss entschieden.

Software

Nun wird es wieder einige Zeit dauern, bis ich mich an die neue Umgebung gewöhnt habe. Das beginnt mit der Tastatur, auf der der Klammeraffe anders getippt wird, ebenso die eckigen und geschweiften Klammern. Ich werde nicht mehr einfach mittels Alfred ein Programm öffnen. Das Alternativprogramm hat eventuell andere Tastaturkombinationen. All das werde ich noch herausfinden und überleben.

Ich habe natürlich angefangen, eine Übersicht von dringend benötigter Software zu machen. Die meiste gibt es identisch für beide Betriebssysteme. Für andere wird es Ersatz geben. Ich freue mich auch schon auf ein Wiedersehen mit Irfanview und Mediamonkey. Diese beiden Programme habe ich damals – vor meinem Umstieg – geliebt und regelmässig genutzt.

Diese Software gibt es für beide Betriebssysteme:

  • Atom
  • VSCode
  • Monkey Office (für meine Buchhaltung)
  • MAMP
  • Tower
  • MediathekView
  • 1Password
  • Monosnap
  • Rambox
  • Evernote
  • Zeplin
  • Koa11y
  • Telegram
  • Skype

Vielleicht nutze ich demnächst aber auch WAMP, denn MAMP wurde in den letzten Jahren qualitativ immer schlechter. Ich bin aus gutem Grund zwei Versionen hinten dran, da nach den letzten Updates nichts mehr funktionierte.

Da Pages und Numbers auf Windows leider nicht existieren, werde ich zukünftig ein echtes MSOffice nutzen. Zum einen sind LibreOffice und OpenOffice potthässlich, zum anderen sind sie nicht unbedingt die Stabilsten. Und mit einem MSOffice-Abo bekomme ich auch gleichzeitig 1TB-Cloud-Ablage. Das ist doch charmant. Elster kann ich jetzt endlich direkt nutzen und benötige keine Spezialsoftware für den Mac.

Auf dem Mac habe ich mich sehr an Alfred gewöhnt. Den nutze ich allerdings nur als Programm-Launcher und für eine schnelle Rechenoperation. Deshalb kann es sein, dass Wox genau der richtige Ersatz ist. Ansonsten gäb es da noch Hain, Keypirinha und Listary – und eventuell noch andere Software. Ein tolles Feature des ansonsten ärmlichen Finders bei OSX ist die schnelle Vorschau mittels Leertaste. Sowas Ähnliches hat Windows wohl mittlerweile auch eingebaut. Wenn mir das nicht reicht, werde ich mal Seer austesten. Das sieht mir vielversprechend aus.

Für Twitterriffic benötige ich genauso einen Ersatz, wie für ForkLift. Aber gerade für Letzteres gibt es diverse Windows-Alternativen. Denn im Prinzip ist ForkLift eine Kopie der Windows-Programme.

Ich benötige noch eine vernünftige Shell, da ich ja viel mit node.js arbeite. Dafür drängt sich das neue Linux-Subsystem auf, das ich mit Freuden testen will. Und da ich mir eine 1TB-SSD geleistet habe, werde ich keine Platzprobleme haben.

Mail und Kalender kommen bei Windows eingebaut mit. Die werde ich nutzen. Ich kenne beide schon von meinem kleinen Window-Convertible und bin mit ihnen sehr zufrieden. Allein schon die Optik ist sehr angenehm.

Es fehlt mir noch eine vernünftige Software für ein Backup. Ich werde mir wohl eine neue Sysnology mit größeren Festplatten kaufen, denn meine aktuelle Lösung ist nun auch schon neun Jahre alt. Die Platten haben gut durchgehalten. Die Backup-Lösung arbeitet idealerweise genauso einfach und geräuschlos wie Apples Time Machine. Und noch idealiererweise könnte ich damit auch ein manuelles Update auf meinen Cloud-Speicher bei Microsoft anstossen. Vielleicht kann Arq das. Ich habe davon mal vor einiger Zeit eine Lizenz gekauft, das Programm aber nie genutzt.

Ich bin schon gespannt, wie mir der Umstieg gelingt und wie zufrieden ich nachher bin. Ich hoffe, dass mich die potentielle Hässlichkeit vieler Windows-Programme nicht mehr so abstösst. Ich wäre ja gerne bei OSX geblieben. Allerdings hat Apple keinen Wert auf mich gelegt und mir kein vernünftiges Angebot machen wollen. Wie sieht es bei Dir aus? Stehst Du auch schon innerlich vor dem Sprung? Oder hast Du ihn schon vollzogen und noch ein paar gute Tipps für mich?

Mein Buch ist online

Seit Jahren beschäftigt mich das Thema „Modulare Webentwicklung“. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir uns nur durch sauber modular erstellte Webseiten unnötige Kopfschmerzen ersparen. Deshalb gebe ich zu diesem Thema viele Schulungen, halte Vorträge oder berate Firmen, wie sie ihre Altlasten möglichst gut beseitigen.

Über die Jahre haben sich viele Gedanken angesammelt, die ich nun endlich in einem Buch zusammengefasst habe.
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Atom ist der Editor meiner Wahl

Seitdem ich im und fürs Internet arbeite habe ich zahlreiche Editoren für meine Arbeit genutzt. Von einfachen Texteditoren bis zu IDEs war alles dabei. Zwei Dutzend werden es gewesen sein. Als ich Ende 2009 von Windows auf MacOSX umstieg, hat mich das minimalistische Interface von Textmate erst abgeschreckt, war ich doch Buttonleisten zum Speichern, Einfügen von Tabellen u.ä. gewöhnt. Andere Editoren wollten mich an die Hand nehmen. Ich sollte CSS anhand von Formularen „schreiben“.
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Linkfutter 500 – Demokratie-Edition

500 Linktipps sind ein schönes Jubiläum, auf das ich stolz bin. Als ich vor vielen Jahren mein Blog einrichtete, wollte ich die vielen Links, die mir so unterkamen, zentral sammeln. Für mich, meine Kollegen und die vielen potentiell interessierten Unbekannten da draussen. Erst im September 2011 traf ich die Entscheidung, mir keine Mühe mehr bei der Suche nach einer Überschrift zu geben. Die „Linktipps x“ waren geboren.
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Einführung in Flexbox

Wir schreiben das Jahr 2016 – der Flexbox-Standard ist in den Browsern angekommen. Doch wie genau funktioniert das alles, und wann lohnt sich der Einsatz? Es ist dringend an der Zeit, sich eingehender damit zu beschäftigen.

Mit diesen Worte leite ich meine kurze Einführung in die Flexbox-Technik ein, die im Blog der Webinale veröffentlicht wurde. Auf der Webinale, der großen Web-Konferenz, die vom 30. Mai bis 1. Juni 2017 in Berlin stattfinden wird, werde ich in Flexbox einführen. Die Technik ist gewöhnungsbedürftig. Aber wenn man sie meistert, erleichtert sie die Arbeit auch ungemein. Neben Flexbox werde ich in einer Session auch über interessante Tools für Frontend-Entwickler sprechen. Und es wird dabei nicht nur um Grunt und Gulp gehen.

Mein eigener Adventskalender

Leider fällt der alljährliche Adventskalender der Webkrauts das erste Mal seit 2005 aus. Wir haben nicht genügend Artikel zusammenbekommen. Aber da ich diese Tradition sehr schätze, springe ich mit einem andersartigen Adventskalender in die Bresche. Ich habe 24 Codepen ausgewählt, die ich für sehenswert erachte. Entweder haben sie mich beeindruckt oder ich empfinde sie als eine praktische Anregung. Nicht alle Pens sind sinnvoll, manchmal sind sie auch nur interessante optische Experimente. Aber auch diese dürfen wir uns auf dem Weg zum Jahreswechsel gönnen.

Deshalb wünsche ich alle Lesern viel Spass bei meinem Adventskalender 2016, der sich zum 1. Dezember automatisch scharf stellt. (Hoffentlich!) Der Kalender ist zweisprachig angelegt, die Anmerkungen zu den Pens sind kurz gehalten. Die Pens selber sind nicht eingebettet, man sieht nur einen Screenshot und einen Link. Ich hoffe, dass meine Auswahl Gefallen findet.

Linkfutter 400

400 Linktipps habe ich nun schon veröffentlicht. Das ist eine kleine Sonderausgabe wert. In dieser Folge soll es um ein paar Seiten und Tools geben, die ich regelmäßig oder sehr oft nutze. Denn im Laufe der Jahre sammelt sich so einiges an, die Vorgehensweisen ändern sich. Als CSS3 noch neu war, war ich froh über den Gradient Editor von ColorZilla. Mittlerweile übernimmt diese Arbeit bei mir Sass, vielleicht demnächst Autoprefixr, das es übrigens auch als Online-Version gibt.
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