Ein Jahr Selbständigkeit

Heute jährt sich meine Selbständigkeit zum ersten Mal. Ich habe viele Jahre immer wieder mit mir gehadert, diesen Schritt zu wagen und bin froh, ihn Ende 2009 getan zu haben. Ich habe in zehn Jahren Agenturtätigkeit sehr viel gelernt, natürlich fachlich aber auch darüber hinaus. Nun habe ich endlich die Möglichkeit, andere Jobs anzunehmen, als sie meine bisherigen Arbeitgeber mir bisher bieten konnten.

Dieses eine Jahr war extrem ereignis- und lehrreich. Ich bedanke mich bei allen Freunden, die mir mit gutem Rat und Hilfe zur Seite standen. Ich bedanke mich natürlich bei all meinen Kunden. Sie haben Vertrauen in mich gesetzt und mir den Spaß an meinem Beruf wiedergegeben. Im Gegensatz zu den letzten Jahren meines Angestelltendaseins bin ich viel ausgeglichener und zufriedener.

Die wohl größte Bestätigung für meine Arbeit ist, daß bislang alle meine Kunden den Weg von selbst oder über Empfehlungen zu mir gefunden haben. Das wird sicherlich nicht immer so bleiben, aber gerade für mein erstes Jahr empfinde ich diesen Umstand als große Bestätigung und Genugtuung.

Ich habe in meinem ersten Jahr sehr viele Projekte gestemmt, viel mehr, als ich in den letzten Jahren gewöhnt war. Ich bin seit diesem Wintersemester Lehrbeauftragter im Fachbereich Informatik an der Uni Mainz und halte zusätzlich Schulungen. Damit gingen lange gehegte Wünsche in Erfüllung, die so manche zusätzliche Vorbereitungsstunde versüßen. Außerdem habe ich mehrere Gutachten über Codequalität bzw. Barrierefreiheit verfaßt. Auch das ist eine Tätigkeit, die ich bei SinnerSchrader (meinem letzten Arbeitgeber) nie hätte ausüben können.

Zu Beginn meiner Selbständigkeit vermittelte mir mein guter Freund Darren Cooper einen sehr interessanten Job, bei dem ich ein kleines Frontendteam für den Relaunch einer komplexen und anspruchsvollen Site führen durfte. Dabei habe ich nicht nur ein paar nette und fähige Menschen kennengelernt, ich bin auch Teil des Netzwerks von dmr-solutions geworden. Ich bin gespannt, welche Jobs sich innerhalb dieses Netzwerkes noch so ergeben werden.

Insbesondere der zweite Teil des Jahres war extrem arbeitsreich, doch Phasen hoher Arbeitsbelastung hatte ich auch in meinen Agenturjahren zur Genüge. Ich kenne diesen Zustand also. In den nächsten Wochen werde ich versuchen, eine ehrliche Bilanz für mich ziehen und meine Projekte auf gute und schlechte Aspekte abzuklopfen. Ich werde aus meinen Erfolgen wie aus meinen Fehlern lernen.

Ich habe meinen Schritt noch keinen Tag bereut. Ich bedauere nur, daß ich nicht so viel Zeit zum Bloggen gefunden habe, wie ich es mir vorgenommen habe. Aber das kann ja alles noch werden.

9 Kommentare

  1. Hallo Jens,

    ich erinnere mich an ein Gespräch, bei dem wir die Minibar meines Hotelzimmers geplündert haben, weil die Bar nicht mehr geöffnet war. Damals hast du mir erzählt, wie unzufrieden du zu dieser Zeit warst und wie wenig Freude du an deiner Tätigkeit hattest. Es freut mich nun zu lesen, dass der Schritt in die Selbstständigkeit für dich der richtige gewesen ist und deine Unzufriedenheit an den »äußeren Umständen« lag und nicht etwa an der Tätigkeit an sich — das wäre nämlich schade gewesen, du alter CSS-Buddha und Webstandards-Polemiker, du! 😉

    Viele Grüße,
    MI

  2. Ich kenne ja auch deine Vorgeschichte in den Agenturen und bin wirklich froh, dass du den Sprung ins Kalte Wasser gewagt hast. Wenn du dich gut dabei fühlst, hast du alles Richtig gemacht.

    Auch wenn meine Selbständigkeit (2000-2005) bilanziert finanziell am Ende weniger gut gelaufen ist, so möchte ich doch keinen einzigen Tag vermissen. Lernprozesse gehören eben dazu. Am Ende waren die Erfahrungen (für mich) wichtig, damit ich es heute besser angehen kann.

  3. Sie haben Vertrauen in mich gesetzt und mir den Spaß an meinem Beruf wiedergegeben.

    Das fühlt sich großartig an, nicht wahr? Ich glaube, nur ein (halbwegs, wir regen uns ja alle gerne mal über irgendetwas auf) zufriedener Webworker kann ein guter Webworker sein, siehe Chris Heilmanns Fronteers-Vortrag: „If you’re unhappy with your current job, you should leave.“

    Ich wünsche Dir jedenfalls — wie man bei uns hier oben sagt — „immer eine Handbreit Wasser unter’m Kiel“. 🙂

  4. Ich freu mich für dich, dass du zufrieden bist, also auch weitermachst. Das ist ja bevor man startet gar nicht soo klar.
    Den wichtigsten, bzw. schönsten Aspekt meiner Selbständigkeit sehe ich in der völlig anderen Lebens- und Arbeitsqualität für mich. Auch wenn ich wahrscheinlich mehr Zeit reinstecke als ein Angestellter und in meinem Fall auch das Finanzielle noch etwas zu wünschen übrig lässt. So ist doch das Glücksgefühl, Projekte in Eigenregie durchführen zu können, für mich unersetzbar.

  5. Das kann ich nachvollziehen! Als ich 2008 von einer Selbständigkeit wieder in ein Angestelltenverhältnis gewechselt bin war es schon eine große Umstellung. Jetzt wo ich wieder selbständig bin, finde ich es richtig toll und freue mich wieder allein entscheiden zu dürfen/müssen.

  6. Ich wünsche dir, dass du so zufrieden bleibst! Ich konnte den Schritt für mich bisher nicht wagen, fahre zweigleißig, bin kronisch überarbeitet und der Spaß geht dabei manchmal verloren. Hut ab vor diesem Schritt, denn der alte Arbeitgeber war ja auch nicht von Pappe und daher muss man den Schritt vermutlich noch höher bewerten. Auf dass wir weiterhin viele tolle Meinungen und geteiltis Wissen von dir bekommen und vielleicht machen wir irgendwann mal was zusammen. Ich danke für die Empfehlungen, durch die ich einige Aufträge bekommen habe und hoffe, dass ich die bald zurückgeben kann. Das Netzwerk halte ich für das wichtigste in diesem Bereich.
    Alles Liebe

  7. Hi Jens!

    Vielen Dank, daß du uns lobend erwäht hast! Und danke für die allzeit hervorragende und kurzweilige Zusammenarbeit! Wir werden auf alle Fälle alles in 2011 geben, die Kräfte dieses genialen Netzwerks noch gezielter zu bündeln und zu nutzen.

    Cheerio,
    Marco

  8. Daumen hoch. 😀 Und auf ein gutes zweites Jahr!

  9. Unbekannterweise viel Erfolg im nächsten Geschäftsjahr
    (wir können den auch gebrauchen 🙂

    Gruß,
    Peter