Monat: November 2009

Rückblick auf das Barcamp Mainz

Am Wochenende war ich auf dem Barcamp Mainz, zusammen mit etwa 250 anderen „Internetspezialisten“. Wenn ich richtig gezählt habe, war es mein neuntes Barcamp. Jedes hatte seinen eigenen Charakter, aber dieses Barcamp hatte eigene Akzente, die mir erst mit ein wenig Abstand klargeworden sind und die mir Hoffnung auf eine spannende Zukunft machen.

Das Barcamp war super organisiert, es gab keine größeren Pannen, die Helfer und Organisatoren waren nicht nur zahlreich, sondern auch immer sehr freundlich, schnell und hilfsbereit. Schon in Stuttgart merkte man die ordnende Hand der Organisatoren, in Mainz war sie phasenweise sehr stark zu spüren. Das irritierte einige Teilnehmer, vor allem alte Barcamp Hasen und -Häsinnen. So wurden die Sessions zwar einzeln vorgestellt, die Terminierung übernahm allerdings der „Session-Master“. Er sorgte so dafür, daß eine inhaltliche Überlappung bestmöglich vermieden wurde.
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Nichts verstanden

Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) betreibt einen Online-Shop, in dem man sich „Leitfäden“ kaufen kann. Diese handeln von bspw. von Werbemöglichkeiten innerhalb von oder mit Spielen oder von Markting auf mobilen Endgeräten. Der Verband bietet einige Broschüren an, die man meist als PDF nach dem Kauf herunterladen kann. Vollkommen unpassend ist hingegen der Hinweis am Ende der Produktbeschreibung:

Bitte beachten Sie:
Den Download-Link zum PDF erhalten Sie per Rechnung, die Ihnen auf dem Postweg zugestellt wird. Dieser Vorgang dauert in der Regel 3 bis 4 Werktage.

Jetzt gibt es nicht nur Internetausdrucker, sondern auch noch Link-per-Brief-Zuschicker. Wie soll ich denn einen solchen Verband ernstnehmen? Wie soll ich ihn als meinen Interessenvertreter akzeptieren? Es fällt mir sehr schwer.

Betrachtet man sich die Sache genauer, wird es noch ein wenig wirrer. Die PDFs stehen meist kostenlos zur Verfügung, kosten „ab 0,00 Euro“. Ich muss sie trotzdem in einen Warenkorb platzieren und bekomme meinen Download-Link zugeschickt. Was soll das? Diese seltsame Vorgehensweise muss man in Zusammenhang mit dem Claim „Wir sind das Netz“ setzen und das Magengrummeln findet kein Ende. Von so jemanden fühle ich mich nicht vertreten.

Adventskalender der Webkrauts

Auch in diesem Jahr wird es wieder einen Adventskalender der Webkrauts geben. Vom 1. bis 24. Dezember kann man jeden Tag einen neuen Artikel auf Webkrauts.de lesen. Dieses Jahr nehmen wir uns unter dem Motto „Tipps & Tricks“ in möglichst kurzen Artikeln Erwähnenswertes vor. Jede Menge Webkrauts füllen den Kalender mit Themen über Barrierefreiheit, Print-CSS, Bildbearbeitung oder Projektmanagement. Außerdem stellen wir einige kleinere Tools vor.

Adventskalender 2009 der Webkrauts

Das Medium annehmen

Das Internet – genauer: das World Wide Web – ist ein revolutionäres, neues, spannendes Medium. Es ermöglicht uns viele Dinge, die wir vorher nicht oder nur mit großem Aufwand konnten. Wie mit allen neuen Medien zuvor gibt es Menschen die es verstehen, es ablehnen, es nutzen, es nicht nutzen, es ausnutzen. Wie in jedem anderen Medium auch gibt es Könner, Scharlatane, Intellektuelle, Unterhaltunskünstler. Wie mit jedem anderen Medium auch kann man gute und schlechte Inhalte verbreiten. Es ist nur ein Medium, es transportiert von Menschen gemachte Inhalte. Sind die Inhalte schlecht, ist es dem Medium nicht anzulasten.
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Webseiten sind keine Gemälde – Vortrag vor Studenten

Am 6. November durfte ich am Frankfurter SAE-Institut den Studenten etwas über die Praxis der Webentwicklung erzählen. Ich habe einen großen Bogen gespannt, von der grundsätzlichen Natur des Internet über Detailprobleme bis zur Barrierefreiheit. Der Vortrag dauerte dreieinhalb Stunden.

Zwischendrin entspannen sich immer wieder interessante Dialoge. Studenten wie diese sind meine Hoffnung für ein besseres Web in den nächsten Jahren. Denn sie lernen alle Aspekte der Webentwicklung kennen: programmieren im Backend, schreiben Frontend-Code und designen selber. Sie erkennen nicht nur dadurch ihre eigenen Stärken und Schwächen, sondern lernen auch die Sichtweise der anderen „Gewerke“ kennen. Sie bekommen einen Einblick, der den meisten meiner bisherigen Kollegen leider fehlte.

Ich würde mich freuen, an gleicher oder ähnlicher Stelle einen ähnlichen Vortrag halten zu können. Noch mehr würden mich praktische Übungen freuen, in denen ich den Studenten meine Sicht der Dinge praktisch erklären könnte.

Der Tag, als die Mauer fiel

Vor zwanzig Jahren fiel die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten. Ich war damals gerade zwanzig Jahre alt und war in meinem dritten Semester. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, daß ich an diesem Donnerstag Abend in meinem Zimmer völlig entgeistert das heute-journal sah. Ich hatte zwar in den letzten Woche viele vorher unvorstellbare Nachrichten aus dem damaligen Ostblock – vor allem aus der DDR – gesehen. Aber daß die Grenzen so völlig sang- und klanglos aufgemacht wurden, keine Verhandlungen stattfanden, kein Geld floss, das überraschte wohl nicht nur mich extrem.

Ich war mehr als gerührt, als ich sah, wie die gerade in einer Debatte befindlichen Abgeordenten des Deutschen Bundestages sich auf einmal spontan erhoben und die Nationalhymne sangen. Ich glaube, ich habe vor Freude geweint.
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Barrierefreiheit muss sexy sein

Im Nachgang zum A-Tag 2009 entzündete sich ein Streit innerhalb der Barrierefreiheits-Community über Chris Heilmanns Vortrag. Grob gesprochen kämpften Etatisten gegen Individualisten. Die Etatisten setzen auf gesetzlichen Druck zur Durchsetzung von barrierefreien Seiten. Die Indviualisten wollen die Ersteller von Webseiten ermutigen, in die richtige Richtung zu denken und zu handeln.

Ich stehe klar auf Chris‘ Seite. Die jahrelange Geltung einer mittlerweile inhaltlich extrem veralteten BITV hat uns nicht sehr weit gebracht. Viele Webseiten, die barrierefrei sein müßten, sind es noch immer nicht. Und die, die es sind, regen oft nicht zur Nachahmung an. Gerade durch das einzige Mittel Zwang schießt sich die Barrierefreiheits-Community selber ins Knie. Ich finde es ja toll, daß die BARMER-Webseite barrierefrei ist und unter den Top-Seite bei BIK rangiert. Doch leider ist die Abwesenheit eines attraktiven Designs für mich persönlich eine Barriere. Ich möchte diese Seite nicht nutzen müssen.

Warum sehen denn so viele barrierefreie Seiten so uninspiriert und oft auch häßlich aus? Ich nehme an, daß richtig talentierte Designer um dieses Thema meist einen Bogen machen. Viele Seiten sehen so aus, als wären sie vom Entwickler selber entworfen worden. Das muss doch nicht sein! Anstatt sich in Richtliniendetails zu vergraben sollte die Barrierefreiheits-Community mehr Energie darauf verwenden, das Thema zu normalisieren. Eine barrierefreie Seite sollte Selbstverständlich sein, kein Gnadendienst an „den paar Blinden unter unseren Besuchern“. Denn, und das ist auch ein großer Fehler in der öffentlichen Diskussion, meist wird leider in der Diskussion mit Kunden Barrierefreiheit auf Blinde fokussiert.

Ich wünsche mir, daß es sich talentierte Entwickler und Designer zur Aufgabe machen, Barrieren so gut wie möglich aus ihren Entwürfen und Umsetzungen zu verbannen. Sie sollten mit einer spielerischen Einstellung an die Sache herangehen und optimale Ergebnisse anstreben. Dazu benötigen sie Vorbilder wie Chris. Vorbilder, die zeigen, daß selber denken und probieren klug macht.

Es ist deshalb vielleicht keine schlechte Idee von Chris, deutsche Barrierefreiheitskonferenzen in der Zukunft zu meiden. Wenn die Nabelschau der Teilnehmer eine neue Sichtweise nicht zuläßt, dann soll es so sein. Ich glaube allerdings nicht, daß die Realität so schlimm ist. Viel wichtiger sind Typen wie Chris sowieso nicht beim A-Tag und ähnlichen Veranstaltungen. Sie sind viel wichtiger bei Konferenzen, auf denen Barrierefreiheit ein Randthema oder gar kein Thema ist, wie bei der Webinale oder bei der demnächst in Karslruhe stattfindenden WebTech. Dort findet er das Publikum, das für die Idee qualitativ hochwertiger Webseiten begeistert werden muss.

Deshalb hoffe ich, daß Chris und viele andere Barrierefreiheits-Profis nicht müde werden, den Massen an Entwicklern und Designern dort draussen vor Augen zu führen, welche tollen und spannenden Welten es noch zu entdecken gibt. Barrierefreiheit ist eine Herausforderung. Als Zwang funktioniert sie nicht.

Mein A-Tag-Vortrag

Am 16. Oktober fand in Wien der A-Tag statt, eine Veranstaltung von accessible media zum Themenkomplex Barrierefreiheit. Auch ich durfte einen Vortrag halten und konzentrierte mich darin nicht direkt, nicht konkret auf Barrierefreiheit. Ich versuchte deutlich zu machen, welche Hürden wir noch zu überwinden haben, damit Webseiten endlich qualitativ besser und damit auch ärmer an Barrieren werden.

Die Slides meines Vortrages gibt es bei Slideshare bzw. jetzt hier eingebettet. Eric Eggert hat sich dankenswerterweise um die Transkription und die MP3-Version des Vortrages – wie für alle anderen auch – gekümmert. Eine genauere Betrachtung des A-Tages möchte ich noch folgen lassen. Mir fehlt derzeit leider die Zeit hierfür.

Neue Ausgabe der PHPUser

Seit ein paar Tagen ist die zweite Ausgabe der neuen Zeitschrift „PHPUser“ erhältlich. Sie bringt wie die erste Ausgabe eine interessante Themenmischung, die über das namensgebende PHP hinausgeht. In dieser Ausgabe bin ich mit einer zweiseitigen Kolumne vertreten.

Nils Pooker schreibt über effektive Kundenkommunikation, Nicolai Schwarz widmet sich WYSIWYG-Editoren in CMSen. Weitere Artikel beschäftigen sich mit SEO für Magento, einem Adventskalneder-Modul für Joomla oder Zahlungsarten im Internet.

Ganz modern wird es Bildmanipulation mit HTML5 und Javascript. Artikel zu Joomla bilden einen kleinen Schwerpunkt. Das Adventskalendermodul wird flankiert von einem Wiki auf Joomla-Basis. Abgerundet werden die beiden Artikel von einem Artikle, der die praktische Umsetzung einer Webseite mit Joomla zeigt.

Noch einige größere und kleinere Artikel warten darauf, gelesen zu werden. Ein oberflächlicher Blick – ich hatte leider noch keine Zeit für eine intensives Studium – verspricht eine interessante Lektüre.