Vom 25. bis zum 27. Mai fand in Berlin am Alex die diesjährige Webinale statt (Twitter-Search, @webinale). Der erste Tag stand ganz im Zeichen der Existenzgründung. Der normale Kongress fand dann am Dienstag und Mittwoch statt. Am Dienstag hielt ich mit meinem Freund Tomas Caspers zusammen einen Vortrag. Leider mußte ich am Mittowch schon nach dem Mittagessen los, so daß ich die Vorträge von Jens Meiert und Michael Jendryschik verpaßte.

Ich schaute mir einen Vortrag über Ideenmanagement bei adidias an. Leider verstieg sich der Redner in zu viel Marketing-Blabla, ohne den wirklich interessanten Kern der Sache stärker zu beleuchten. Mich interessiert bei diesem Thema die konkrete technische Lösung nicht. Interessant war vielmehr, daß adidas die Ideen seiner Mitarbeiter bewerten läßt. Man hat sich dabei von den Grundideen leiten lassen, die heute so schön unter „Web 2.0“ gefaßt werden. Leider sprach der Redner immer wieder von „Web 2.0-Techniken“. Wer sagt ihm und den anderen Marketing-Leuten mal, daß es diese Techniken nicht gibt und daß „Web 2.0“ keine Frage der Technik, sondern der Konzeption, der Herangehensweise ist? Trotzdem war es interessant zu sehen, daß auch große Firmen umdenken und sich wandeln. Diese Wandlung kommt aus dem Internet, denn der notwendige Denkansatz wurde dort und dafür entwickelt.

Danach ließ ich mich von Karsten Courtin von der Neuen Digitalen in die Webanalyse einführen. Im Programm las sich der Vortrag ein wenig anders, als er im Endeffekt war. Da ich mich ansonsten nie mit Webanalyse beschäftige war es für mich interessant, Gedanken und Einsichten in Sachen Webanalyse und Tracking zu hören.

Nach der Mittagspause kamen Tomas und ich an die Reihe, weshalb ich leider die Wiederholung von Vitaly Friedmans Vortrag verpaßte. Der hatte wie wir das Problem, in einem zu kleinen Raum seinen Vortrag gehalten zu haben. Wir wurden deshalb bevor wir begannen in einen anderen Raum umgezogen. Das lohnte sich, denn der mindestens doppelt so große Raum war nachher auch fast voll. Unter dem Titel „Gute Seiten, schlechte Seiten“ präsentierten wir immer wieder gemachte Fehler sowie gute Umsetzungen. Wir schauten dabei nicht auf die ganze Seite, sondern nahmen uns Details heraus. Im nachhinein muss ich selbstkritisch sagen, daß wir jedes Beispiel noch einmal konkreter in einen Kontext hätten stellen sollen. Beispielsweise mit einer Regel, wie dies Stefan Nitzsche nach uns so trefflich tat. Unseren Vortrag lade ich demnächst zu Slideshare hoch. Ich werde es dann hier vermelden.

Stefan hielt den besten Vortrag, den ich (und andere) auf der Webinale sahen. Seine „10 Gebote des Interaction Design“ sollte jeder Web-Profi häufiger durchgehen.

Von den ersten Sessions am folgenden Mittwoch bekam ich dank der Party am Dienstagabend nichts mit. Ich finde es schade, daß die Planung Sessions um 8.30 Uhr überhaupt vorsieht. Die Besucherzahl dürfte nicht allzu groß gewesen sein.

In einer Keynote, die eher eine Keydiscussion war, diskutierte man dann vor der Mittagspause über Wahlkampf übers Internet. Ein Glück war Johannes Kleske Diskussionsteilnehmer. Er brachte seine Aussagen sehr schön prägnant auf den Punkt und schwätzte nicht so ewig herum, wie der Vertreter der Agentur Barracuda. Auch Markus Beckedahl war ganz erfrischend zu hören, im Gegensatz zum Moderator, der lange Ko-Referate als Fragen tarnte. Johannes brachte es einmal sehr schön auf den Punkt, als er nach einer minutenlangen „Frage“ konterte: „Und das bitte jetzt in 140 Zeichen?!“

Ich hatte den Eindruck, daß die Themen der Webinale dieses Jahr oberflächlicher waren, als die beiden letzten Jahre. Offenbar scheint die Veranstaltung für Firmen zur Selbstdarstellung interessanter zu werden. Auch die Organisation ist schlechter geworden. Bis hute, mehrere Tage nach der Webinale, stehen die Themen der vielen Keynotes nicht im Netz. Am Mittwoch wurden kopierte Zeitpläne verteilt, damit man nicht immer das dicke Programm hervorkramen musste. Dimmerweise war dieser Zeitplan auf einem alten Stand. So fand ich mich zu einem Vortrag ein, der nie gehalten wurde. Naja, der Vortrag, den ich dann sah, war auch ganz nett. Vor allem war dies ein gut gehaltener Vortrag (Open Everything von Anne Arndt).

Richtig ärgerlich war aber diesmal wieder das Catering. Schon letztes Jahr war es der große Schwachpunkt der Webinale, diesmal wurde es nicht besser. Es ist der Schwachpunkt solcher großer Veranstaltungen, weil die Veranstalter mit dem Caterer des Veranstaltungsortes vorlieb nehmen müssen. Am Dienstag gab es erst gegen Mittag kostenlosen Kaffee, vorher mußte man dafür 2,50 Euro zahlen. Wenn man sich überlegt, wie teuer die Eintrittspreise waren, ist dies ein Unding. Das Mittagessen war nach einer guten halben Stunden weg, auch die Nachtische. Wer wie ich aus einer Session kam und um 12.57 Uhr angesichts der aufgebauten Schnitzel und Salate dachte, er könne nun was zu essen bestellen, wurde unwirsch zurechtgewiesen. „Die Ausgabe öffnet erst in drei Minuten!“ Berliner Freundlichkeit, für die die Veranstalter nichts können. Aber bei einer Neuplanung der webinale schlage ich eine erneute Suche nach einem Veranstaltungsort innerhalb von Berlin vor, wenn es denn unbedingt wieder Berlin sein muss. Es ist traurig, wenn so ziemlich jedes Barcamp in Sachen Catering besser ist, als eine richtig teure Konferenz.