Monat: Juli 2008

Journalisten-Versagen

Jahrelang wollte ich als Jugendlicher Journalist werden. Bis ich studierte und die sich verändernde Medienlandschaft mit kritischeren Augen wahrnahm. Das war Ende der 80er, Anfang der 90er. Mittlerweile bereue ich es nicht mehr, nicht Journalist geworden zu sein. Die Qualität ist en gros einfach zu schlecht geworden. FAZ.net bringt einen herrlichen Verriss der Obama-Show vom letzten Donnerstag. Welch ein Glück, daß ich mir das nicht anschauen konnte. Aber wahrscheinlich hätte ich es mir sowieso wegen mangelnder Relevanz nicht angeschaut.
Beim Lesen des Artikels befiel mich ein stärkerer Schauder. Ich konnte mich des Fremd-Schämens nicht erwehren. Die deutsche Journalistenzunft, vor allem die plappernde TV-Zunft, hat eindeutig ihre besten Zeiten hinter sich. Glauben die wirklich, daß wir so einen Mist sehen wollen? Wollen wir das? Das Schlimmste in meinen Augen ist, daß die öffentlich-rechtlichen Sender nun auch bei den Nachrichten so langsam auf dem tiefen Niveau der Privaten angekommen sind (kann man dazu noch Niveau sagen?). Wirklich schade um meine Zwangsgebühren.

Sprüche zum Wochenende

Wenn man beruflich für das Web arbeitet kommen immer wieder Sprüche vor, denen man sich stellen muss. Ein paar haben Ex-Kollegen von mir gesammelt.

  • „Was? 5 Stunden? Geht’s nicht auch in Drei?“
  • „Ach das braucht man doch nicht testen, dass läuft auch so.“
  • „Jemand soll Testen? Habt Ihr das denn nicht beim Entwickeln getestet!“
  • „Bis wann brauchst Du es? Muss heute nicht mehr aber morgen früh gegen 8 muss es fertig sein.“
  • „Schieb es irgendwo dazwischen.“
  • „Mach’s heute Abend!“
  • „Ich hab da noch ne Kleinigkeit…“
  • TYPO3: Dafür gibt’s bestimmt ne Extension
  • „Da haben wir doch schon was fertiges rumliegen…“
  • „Dauert doch nur fünf Minuten…“
  • „Kannst Du mal schnell …“
  • „Ist doch nur ein Bild …“
  • „Tool x ist doch viel besser als Tool y, wie kann man nur noch Tool y verwenden, du bist doch bescheuert, dass du nicht auf Tool …..“

Meine geneigten Leser haben bestimmt noch ein paar Blüten zu ergänzen, oder?

Webseiten für mobile Endgeräte

Derzeit finde ich das Thema „mobiles Webdesign“ sehr interessant. Es ist noch absolutes Neuland für mich. Aber ich denke, es wird in den nächsten bedeutender werden. Derzeit lese ich dem Buch „Mobile Web Development“ von Packt Publishing. Sehr interessant. Eine genauere Rezension folgt. Genauso eine über das Buch von Webkraut Manuel Bieh. Manuel hat mit „Mobiles Webdesign: Webseiten für mobile Endgeräte“ das erste deutschsprachige Buch zum Thema vorgelegt. Ich bin gespannt, wie es sich liest.
Übrigens: Das Buch von Cameron Moll zu dem Thema ist nicht nur von der Seitenzahl her dünn.

Zu Manuels Buch ist auch ein Interview erschienen. Die deutsche Seite „Mobile Web Design“ scheint mir übrigens auch sehr interessant und inhaltsreich zu sein. Interessant sind beispielweise Screenshots einer Seite in unterschiedlichen Endgeräten. Das schreckt eigentlich gleich zu Anfang vom Thema ab. denn man sieht, daß die uns geläufigen Differenzen zwischen Browsern dagegen Kleinkram sind. Das Thema ist spannendes Neuland.

Firebug Working Group

Seitdem Firebug existiert weiß ich überhaupt nicht mehr, wie ich die letzten Jahre ohne ihn habe Webseiten entwickeln können. Diese Firefox-Extension ist schlicht genial. Beim Debugging im IE fehlt jedesmal ein solches Tool. Die IE Developer Toolbar ist nicht einmal halb so gut.
Deshalb ist es interessant zu sehen, daß sich zur Weiterentwicklung von Firebug echte Größen zusammengefunden haben. Joe Hewitt – der Erfinder – wird u.a. von Douglas Crockfort (Yahoo!) unterstützt, einem der besten Gehirne in Sachen Javascript. Weitere Unterstützer kommen von Google, IBM, Aptana und Mozilla. Eine illustre Runde, die Hoffnung auf eine richtig gute Weiterentwicklung macht.

Nachtrag: Es steht noch nicht auf der Webseite von Firebug, aber John Resig – der Erfinder von jQuery – wird das Firebug-Team unterstützen. Das wird ja immer besser!

Wechsel von Microsoft Office auf Google Web Applications

Der Telegraph-Verlag, Herausgeber des „Daily Telegraph“, macht kein Update auf die nächste Office-Version von Microsoft. Stattdessen baut man auf die Web-Applikationen von Google. Ein interessanter, ein spannender, ein mutiger Schritt. Ich hoffe, der Verlag hat sich die Appliaktionen auf einer eigenen Serverlandschaft installieren lassen. Egal ob man Google mißtraut oder sehr mißtraut, man sollte Firmeninterna so gut es geht nicht auf für andere Firmen zugänglichen Servern hosten.

1400 Angestellte schreiben fortan mit den Google-Pendants für Word und Excel. Es wird für die meisten vollauf genügen, denn die Office-Pakete strotzen ja vor Funktionen, die die meisten Nutzer nicht benötigen. Grundlage der Entscheidung scheint zudem eine gewisse Abneigung gegen Vista zu sein. Vista scheint das neue Windows ME (Mist Edition) zu werden. Ich bin neugierig, wie Microsoft da heraus kommt.

Rezension: Subversion

Jahrelang habe ich beruflich keine Verwendung für eine Versionsverwaltung gehabt. Entweder waren die Projekte zu klein oder das CMS war ein abgeschotteter Bereich, für den eine separate Entwicklung mit Versionsverwaltung keinen Nutzen gebracht hätte. Letztes Jahr konnte ich dann die Vorteile einer Versionsverwaltung endlich mal spüren und nutzte ganz fleissig mit den Kollegen Subversion. In meiner aktuellen Praxis nutze ich Subversion wo ich nur kann.

Ich bin also in diesem Falle ein schlichter Anwender, der weder einen Subversion Server administriert, noch installiert, noch auf der Kommandozeile mit ihm kommuniziert. Und damit bin ich leider nicht die Zielgruppe des Buches von Fank Budszuhns Buch „Subversion“ bei Galileo. Budszuhn schreibt sehr klar und kompakt über die Versionsverwaltung „Subversion“. Er erklärt sehr klar das dahinterliegende Konzept und beschreibt die Nutzung von Subversion. Er konzentriert sich dabei auf die Nutzung per Kommonadozeile. TortoiseSVN oder die Eclipse-Plugin Subclipse und Subversive werden nur sehr kurz erwähnt. Schade, denn damit geht ein großer Teil der Nutzer diesem vorzüglichen Buch wahrscheinlich flöten.

Empfehlenswert ist dieses Buch auf alle Fälle für Administratoren. Alle anderen können einen Nutzen sicherlich schon aus den Anfangskapiteln über das Arbeitskonzept von Subversion und den empfohlenen Entwicklungsprozess ziehen. Und auch wenn man die Kommandozeile nicht nutzt geben die einzelnen Befehlserklärungen einen guten Einblick in die Mächtigkeit der Software „Subversion“. Das Buch ist sicherlich nicht optimal für Endanwender wie mich, aber auf alle Fälle einen genaueren Blick wert.

Langsam wird es albern

Das Jahr 2008 scheint das Jahr der CSS-Frameworks zu sein. Es vergeht eigentlich kein Monat, manchmal auch keine Woche, in dem nicht ein neues sogenanntes CSS-Framework erscheint. Ende Mai hatte ich einen längeren Artikel zu diesem Thema geschrieben.

Den Vogel hat bislang in meinen Augen der Italiener Vladimir Carrer mit seinem Konstrukt „emastic“ abgeschossen. Es handelt sich natürlich um ein Grid-Framework. Es ist ja schließlich so praktisch, Klassen im HTML auszutauschen, wenn man Spaltenbreiten, also die Präsentation, ändern will. Sozusagen modernes Tabellendesign.

In seiner Ankündigung auf Google Code spricht der Entwickler davon, neue Wege entdecken zu wollen. In Anlehnung an Star Trek heißt es dann „to boldly go where no CSS Framework has gone before“. Meint er das ernst? Ich muss erst einmal davon ausgehen. Ein Bestandteil seines „Frameworks“ ist ein reset.css, das sehr nach Eric Meyer aussieht. Das einzig ungewöhnliche sind Spaltenbreiten in em -ungewöhnlich, aber weder revolutionär noch neu. In Gelächter breche ich aber dann aus, wenn ich auf seiner ToDo-Liste folgendes lese: „I still can’t implement the clearfix hack it’s not working correctly on some browsers.“

Der Weg, den noch kein Framework zuvor gegangen ist, scheint also erstmal ein harter zu sein. Der Weg eines Novizen, eines Schülers. Richtig Ahnung scheint der Herr nicht zu haben. Also: erst einmal intensiv mit der Materie auseinandersetzt, bevor man ein Framework herausgibt, das anderen helfen soll. Oder noch besser: keines herausbringen, denn es gibt nichts Neues in dieser Richtung mehr zu erfinden. Nur noch die x-te Iteration des schon bestehenden.