Rezension: Webseiten erstellen für Einsteiger

Mit „Webseiten erstellen“ von Daniel Mies macht der Galileo Verlag einen Versuch. Das Einsteigerbuch ist mit niedlichen und manchmal witzigen Illustrationen des bekannten Bloggers Johannes Kretzschmar angereichert. Das Buch gewinnt dadurch eindeutig an Lockerheit und Unterhaltungswert. Doch die Optik ist ja in diesem Falle nicht das Wichtigste, es kommt uns ja auf die Inhalte an.

Daniel Mies hat ein Buch für Anfänger geschrieben. Die Illustrationen sollen offenbar dazu dienen, Ängste und Vorbehalte gegenüber der Materie abzubauen und ein unterhaltsames Lernen zu ermöglichen. Das Buch hat knappe 280 Seiten Inhalt und einen dokumentarischen Anhang. Nach einer kurzen Erläuterung, mit welchen Tools man Webseiten erstellen und auf einen Server laden kann, führt Mies erst in HTML, danach in CSS ein. Im Praxisteil erstellt er eine Beispielseite in HTML und CSS und haucht ihr mit jQuery ein wenig Leben ein. Teil dieses Anfängerbuchs ist also auch eine knappe Einführung in die Nutzung des beliebten Javascript-Frameworks jQuery.

Ein genauerer Blick auf den Inhalt überzeugt nicht. Daniel Mies nutzt mehrfach in Beispielen das Element strong, um einen Text fett zu formatieren. Diese Vermischung von Semantik und Optik gehört nicht nur der Vergangenheit an, sie widerspricht auch seinem eigenen Ansatz. Die Sprache ist relativ locker, die Wissensvermittlung bleibt aber immer oberflächlich. Oft hört der Text dann auf, wenn ein vertiefender Hinweis angebracht wär.

Das Gesamtkonzept aus HTML, CSS und Javascript wird nicht richtig deutlich. Es fehlt eindeutig die kluge Debatte über die Sinnhaftigkeit von HTML-Elementen. Es werden die wichtigsten Informationen vermittelt, durchaus auch unterhaltsam und schön gestaltet. Doch mittlerweile gibt es auf dem Markt der Computerbücher eine Fülle von Einsteigerbüchern. Gegen all diese, allen voran „Little Boxes“ von Peter Müller, kommt dieses Buch nicht an. Es fehlen die Details, die einen besseren Gesamtblick ergeben.

Ich kann mir allerdings vorstellen, daß erste Unsicherheiten mit diesem witzig gestalteten und verständlich geschriebenen Buch überwunden werden können, das größere Bild dann aber mit Little Boxes Teil 1 und Teil 2 geformt wird. Aber als alleinige Einsteigerlektüre kann ich dieses Buch leider nicht empfehlen.

11 Kommentare

  1. Hallo zusammen,

    was wäre denn statt besser? Dachte immer, dass seie die richtige Wahl.

    Danke und Gruß

  2. Sorry, ich hatte geschrieben:

    „was wäre denn statt besser?“

    Lustigerweise wird auch hier der Text so bold!

    Grüße

  3. was wäre denn statt „strong“ besser?

    So, jetzt aber!

  4. Jens Grochtdreis

    23. Mai 2008 um 8:31 Uhr

    „Strong“ hat erstmal nichts mit Fettung zu tun. „Strong“ bedeutet nichts anderes, als daß man auf den umfaßten Textteil eine besondere inhaltliche Bedeutung legt. Die Gestaltung ist da außen vor, denn für die ist nicht HTML, sondern CSS verantwortlich. Niemand hindert Dich daran, für „strong“ eine rosa, kursive und besonders kleine Schrift festzulegen.

    Wenn man nur etwas fetten möchte, dann kann man bspw. den Textteil mit „span“ umfassen, und dieses stylen. Mein Punkt ist, daß „strong“ und „fett“ nicht identisch sind, obwohl sich dies so eingebürgert hat. Und in einem Einsteigerbuch ist es in meinen Augen ein grober Fehler, diese Verbindung zu ziehen.

  5. IMHO sollte das b-Tag nicht mehr benutzt werden, da dies nur eine typografische Auszeichnung bewirkt – das strong-Tag dagegen weist dem Inhalt, wie Du richtig sagst, eine besondere Bedeutung zu. Ob die Textstelle dann fett oder sonstwie ausgezeichnet wird, bleibt dem CSS vorbehalten. Ein span-Tag dagegen sagt nichts über die Bedeutung des eingefassten Inhalts aus. Somit ist das strong-Tag imho die bessere Wahl.

  6. @Piet: Es ist halt die Frage, ob mit der anderen Darstellung auch eine andere Bedeutung verknüpft ist. Ist dies gegeben, nehme ich strong. Ist es nur Optik, nehme ich span. Das ist bedeutungslos und genau für solche Zwecke da. Übrigens gibt es auch eng begrenzte Nutzungsvarianten für „b“. In der Praxis ist das für mich irrelevant.

  7. Ich finde es grade gut an dem Buch, dass erstmal nicht alles zu Tode erklärt wird, sondern man ganz locker so in den Bereich der Webseitengestaltung herangeführt wird ohne (wie es halt doch meistens läuft) einen WYSIWYG-Editor zu nutzen.

    Das Buch ist so auch für Leser interessant, die das Thema mal anreissen wollen und etwas Einblick in den (bisher erstellten WYSIWYG-)Code bekommen wollen. Ich besitze neben vielen anderen Büchern auch dieses Buch und mag es sehr.

    Und wer nach dem Buch wirklich erstmal Interesse gewonnen hat, der wird sich auch mehr Informationen aneignen bzw. ein weiteres, vertiefendes Buch zulegen.

    Wenn ich denn einen Kritikpunkt hätte, dann den, dass Workshop und reine Informationen nicht klar genug getrennt ist, so dass man sich nicht immer direkt klar ist, welches Listing jetzt tatsächlich in den Editor gemeiselt werden soll und welches nur Informationscharakter hat.

  8. Die strong-Anmerkung halte ich für Haarspalterei. Natürlich hätte man einen kurzen Satz anbringen können, der dem Leser erklärt, dass strong zwar üblicherweise per CSS in Fettschrift umgesetzt wird (typografische Gewohnheiten und so), aber dies nicht zwingen dso sein muss.

    Andererseits hätte so eine Bemerkung vielleicht an der falschen Stelle zuviel Verwirrung gestiftet, oder?

  9. Hi Jens,

    danke Dir für die Erklärung! Mein Klassenkamerad hat es mir heute morgen genauso erklärt!

    Grüße

  10. was ist mit Screenreadern? Für die müsste „strong“ eine Anhebung des Tonfalls bedeuten. Schreien die dann?

  11. Auch wenn’s ein bisschen spät ist, strong ist Teil einer Dreier-Hierarchie bei der Markierung von Textpassagen:

    span = nicht hervorgehoben
    em = schwach hervorgehoben
    strong = stark hervorgehoben

    Screenreader könnten dies in der Tat durch Änderung des Tonfalls ausdrücken.