Rezension: Transcending CSS

Seit einigen Monaten gibt es Andy ClarkesTranscending CSS“ auch in einer deutschen Übersetzung. Das ist sehr löblich, denn Clarkes Buch sticht in mancherlei Hinsicht aus dem immer größer werdenden Angebot an Computerbüchern heraus. Es ist sehr üppig und in meinen Augen schön designt und besitzt ein ungewöhnliches Format. Das Lesen und Stöbern in diesem Buch macht Spaß.

Clarke liefert ein ungewöhnliches Buch ab, denn er erklärt nicht einfach nur das Vorgehen bei der Entwicklung moderner, semantisch korrekter Webseiten. Er plädiert auch für ein Umdenken im Produktionsprozess. Das Buch richtet sich an Designer wie an Entwickler, idealerweise wohl an entwickelnde Designer. Seine These ist, wir sollten uns nicht in der Entwicklung von Webseiten von alten Browsern wie dem IE6 behindern lassen, sondern CSS mit allen seinen Möglichkeiten so gut es geht ausschöpfen. Erst solle man das Optimum anstreben, um dann für die Nachzügler eine lauffähige Version gerade zu ziehen. Ein ambitionierter Anspruch, den ich mit meinen Erfahrungen mit Kunden und Kollegen beim besten Willen nicht in Einklang bringen kann. Leider gibt er keine Hinweise, wie man insebsondere die Kunden davon überzeugen kann, daß es nicht schlimm ist, wenn ihre Webseite unterschiedliche Gesichter hat, speziell wenn die meistverbreiteten Browser aus Redmond nur eine abgespeckte Version sehen.

Im weiteren Verlauf des Buches wird er leider auch nicht konkreter hinsichtlich der Erfüllung seines Ansatzes. Den meisten Teil des Buches nimmt der Produktionsprozess einer Webseite, insbesondere die Erschaffung von Prototypen ein. Hier zeigt er den meisten Designern sicherlich neue Ansätze. Clarke kümmert sich um Raster genauso wie um HTML-Prototypen als Alternative zu statischen Photoshop-Designs. Er widmet sich aber auch der Semantik und den Mikroformaten, regt zur Organisation seines CSS an und bespricht die Benennung von IDs und Klassen.

Das Buch ist eines der anregendsten und facettenreichsten Bücher über Frontendentwicklung, das ich je gelesen habe. Der Preis ist mit 44.95 Euro ziemlich happig, aber gerade für Profis jeden Cent wert. Clarke regt immer wieder zum Denken an und gibt viele interessante und nützliche Hinweise. Viele wichtige Informationen stehen allein in den Marginalien versteckt. Das Buch ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Und allein das Layout und seine unendlich vielen Beispiele machen das Buch zu einem immer wieder genutzten Insprirationspool.

Weitere, ausführliche Rezensionen haben Marc Thiele und Stefan Blanz verfaßt.

6 Kommentare

  1. Mmmh, klingt gut! Habe vor vier Wochen erst Webentwicklungs-Bücher über 180 Euro bestellt und bin noch gar nicht mit allen durch, aber das muss ich sofort haben 🙂

    Danke für die Rezension!

  2. Hallo Jens,

    Leider gibt er keine Hinweise, wie man insebsondere die Kunden davon überzeugen kann, daß es nicht schlimm ist, wenn ihre Webseite unterschiedliche Gesichter hat, speziell wenn die meistverbreiteten Browser aus Redmond nur eine abgespeckte Version sehen.

    hier liegt einer der Probleme. Für uns als Webworker ist es klar dass es Browser gibt (z. B. IE6) die nicht das gleiche Ergebnis liefern und wir haben uns auch ein Stück weit damit abgefunden. Viele Kunden halt nicht und man kann nur hoffen, dass sich dies langsam aber sicher rumspricht.

  3. Ich glaube, bevor sich bei den Kunden die Einsicht einstellt, dass der IE6 nicht die gleichen Fahigkeiten hat, wie richtige[tm] Browser und dass er deswegen auch nicht alles identisch darstellen kann, ist er in der großen Mehrheit schon durch den IE7 abgelöst. Die Zugriffsstatistiken, die ich beobachte, zeigen zumindest in diese Richtung.

    Wichtig ist eigentlich nur, dass bei den Kunden kein IE6 mehr installiert ist: Aus den Augen – aus dem Sinn.

  4. Auch ich habe das Buch als sehr angenehm empfunden. Einzig der Hinweis, dass nonfloating-Design besser ist und der Footer mit JavaScript unterhalb des Content zu bewegen gefällt mir nicht, auch wenn er recht hat, dass die float-Eigenschaft nicht für das Gestallten von Layout gedacht war, es nun aber recht gut macht. Ich bin eher für Webseiten, die auch ohne JS ihr volle Gestaltung ausleben und dem Leser den Inhalt präsentieren.
    LG Frank

  5. @Frank: Ja, so manche Überzeugung teile ich nicht mit dem Autor. Trotzdem – oder gerade deshalb – finde ich das Buch sehr informativ und anregend.